# taz.de -- Lieferblockade Russlands beendet: Das Gas strömt wieder gen Westen | |
> Nachdem sich die Ukraine und Russland im Streit über die russischen | |
> Gaslieferungen geeinigt haben, nimmt Gazprom die Lieferungen schnell | |
> wieder auf. | |
Bild: Jetzt können die Reservespeicher Europas wieder gefüllt werden. | |
FREIBURG taz Das Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine gilt mit einem | |
neuen Vertrag der beiden staatlichen Energieversorger Gazprom und Naftogaz | |
als beendet. Am Montagabend hatten der russische Regierungschef Wladimir | |
Putin und seine ukrainische Kollegin Julia Timoschenko nach kontrovers | |
geführten Verhandlungen eine Einigung erzielt. | |
Daraufhin erklärte am Dienstagmorgen um 8.30 Uhr Mitteleuropäischer Zeit | |
der russische staatliche Konzern Gazprom, dass die Lieferung von Gas an die | |
Ukraine in vollem Umfang wieder aufgenommen worden sei. Bis das Gas in | |
Mitteleuropa ankommt, werden allerdings bis zu 72 Stunden vergehen, zumal | |
Arbeiten am Gasnetz den Fluss gestern noch um einige Stunden verzögerten. | |
In dem Vertrag von Montagabend ist festgelegt, dass die Ukraine von 2010 an | |
für Gaslieferungen aus Russland den gleichen Preis zu bezahlen hat wie die | |
Länder der Europäischen Union; dieser liegt aktuell bei etwa 450 US-Dollar | |
pro 1.000 Kubikmeter, wird aber infolge der Ölpreisbindung in den kommenden | |
Monaten deutlich sinken. Im Jahr 2009 räumt Russland der Ukraine auf diesen | |
Preis noch einen Rabatt von 20 Prozent ein, sofern die Ukraine ihre derzeit | |
noch ermäßigten Transitgebühren für das Gas nicht erhöht. Damit bezahlt die | |
Ukraine aktuell 360 Dollar pro 1000 Kubikmeter - doppelt so viel wie zuvor. | |
Gazprom will in diesem Jahr 120 Milliarden Kubikmeter Erdgas durch die | |
Ukraine nach Europa transportieren, weitere 40 Milliarden Kubikmeter sollen | |
an die ukrainischen Verbraucher geliefert werden. In ihrem Abkommen haben | |
Russland und die Ukraine auch die Zahlungsmodalitäten neu geregelt: Sollte | |
die Ukraine bei den Gasimporten erneut in Zahlungsverzug geraten, behält | |
sich der russische Staatskonzern Gazprom vor, das Gas fortan nur gegen eine | |
vollständige monatliche Vorauszahlung an den Nachbarstaat zu liefern. Ab | |
Januar 2010 darf die Ukraine der Gazprom dann marktübliche Gebühren für die | |
Durchleitung des Gases in Rechnung stellen. Aktuell liegt die Transitgebühr | |
bei 1,70 Dollar für 1.000 Kubikmeter pro 100 Kilometer, doch sie dürfte im | |
kommenden Jahr deutlich steigen. | |
Für deutsche Gaskunden sind die Transitgebühren jedoch nicht relevant, wie | |
der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gestern | |
erklärte. Denn die Transitgebühren trage laut den gängigen Verträgen der | |
Lieferant, also in diesem Fall Gazprom. Der Preis, den die deutschen | |
Gasimporteure bezahlen müssen, ergäbe sich aus den Lieferverträgen, und | |
diese basierten allein auf der Kopplung an den Ölpreis. | |
Da die Ölpreise sich laut den Verträgen immer um bis zu sechs Monate | |
zeitverzögert auf die Gaspreise auswirken, wird der starke Rückgang des | |
Ölpreises in den kommenden Monaten die Gaspreise in Deutschland sinken | |
lassen. An der Leipziger Energiebörse werden Gaskontingente für das zweite | |
Quartal 2009 derzeit bereits für etwa 1,7 Cent je Kilowattstunde gehandelt | |
- vor einem halben Jahr hatte der Preis für den gleichen Zeitraum noch bei | |
bis zu 4 Cent gelegen. | |
20 Jan 2009 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
Bernward Janzing | |
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Russland | |
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