# taz.de -- Trotz Unfall von Skirennfahrer Albrecht: Partystimmung in Kitz | |
> Die Verantwortlichen im Skizirkus drücken sich am Tag nach dem | |
> Horrorsturz von Daniel Albrecht um eine Sicherheitsdebatte. Ein | |
> Österreicher gewinnt den Super-G. | |
Bild: Der Schampus läuft weiter in Kitzbühel: Super-G-Sieger Klaus Kröll | |
Österreich rechnete schon mit dem Schlimmsten, denn das | |
Hahnenkammwochenende stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Zuerst | |
hatte der schlimme Sturz von Daniel Albrecht die Stimmung gedämpft. Der | |
spektakuläre Flug des Schweizer Kombinationsweltmeisters im Zielhang | |
bekräftigte zwar den Ruf, den die Strecke in Kitzbühel seit jeher genießt | |
und der in Kitzbühel auch gerne gepflegt wird, aber er brachte den | |
Abfahrtssport eben auch wieder einmal in Verruf. Und dann drohte das erste | |
von drei Weltcup-Rennen auf der "Streif" auch noch ein sportliches Desaster | |
für die rotweißrote Skination zu werden, fast so eine Schmach wie das | |
Lauberhornrennen eine Woche zuvor. | |
Nachdem die besten Athleten im Super-G am Freitag das Ziel erreichten | |
hatten, lag der schnellste Österreicher auf Rang zehn. Das war Hermann | |
Maier, der zuvor in dieser Disziplin in Kitzbühel noch nie schlechter als | |
auf dem zweiten Platz gelandet war. Der Norweger Aksel Lund Svindal wurde | |
schon als Sieger gefeiert, die Schweizer Ambrosi Hoffmann und Didier Cuche | |
freuten sich über ihre Podestplatzierung und verdrängten kurzzeitig die | |
Sorgen um ihren Teamkollegen, der in einer Innsbrucker Klinik behandelt | |
wird und sich zum Zeitpunkt des Rennens noch immer im künstlichen Koma | |
befand. Da ging die Startnummer 26, Klaus Kröll, auf die Strecke. Der | |
Steyrer galt bisher im Speedteam der Österreicher als zuverlässiger | |
Platz-Fahrer, war auch schon ein paarmal unter den besten drei gelandet, | |
aber noch nie im Super-G. Obendrein muss er seit einem Sturz in Wengen, bei | |
dem er sich die Hand verletzte, mit einer Manschette starten. Deshalb | |
rechnete kaum jemand damit, dass ausgerechnet er die österreichische | |
Tristesse beenden und die Stimmung retten könnte. | |
Der 28-Jährige aus der Steiermark erwischte eine perfekte Fahrt und vor | |
allem die perfekte Linie über die Hausbergkante, an der die meisten seiner | |
Teamkollegen an diesem Tag Schwierigkeiten hatten, und hatte im Ziel 0,22 | |
Sekunden Vorsprung vor Svindal. "Das ist wie Ausgleich und Siegtreffer in | |
letzter Minute, das war wie Manchester United gegen Bayern", sagte Hans | |
Pum, der Alpinchef des Österreichischen Skiverbandes. | |
Svindal fühlte sich zwar nicht so wie einst der deutsche Rekordmeister am | |
Ende des Champions-League-Finales in Barcelona, weil der | |
Gesamtweltcupsieger von 2007 nach einer schweren Verletzung in der | |
vergangenen Saison sich noch immer nicht in Höchstform befindet. Aber dafür | |
war der Sieg für Österreich wie eine Befreiung - und Kröll verglich seinen | |
ersten Weltcup-Triumph im erst 14. Super-G-Rennen seiner Karriere und den | |
insgesamt achten für das ÖSV-Team in dieser Saison gar mit | |
Weltmeisterschaftsgold. "Kitz-Sieger zu sein, ist etwas Besonderes. Es war | |
einer meiner größten Träume, hier zu gewinnen. Als ich die Eins aufleuchten | |
sah, hat es mich gerissen. Ich konnte fast nicht mehr gehen." | |
Als der Sport das Geschehen auf der "Streif" beherrschte, wichen die | |
Gedanken an Daniel Abrecht kurzzeitig. Der Schweizer Teamarzt Jacques | |
Menetry berichtete am Freitagvormittag, dass der Schwerverletzte laut der | |
Familienangehörigen "eine ruhige Nacht hatte und seine lebenserhaltenden | |
Funktionen stabil sind." Ambrosi Hoffmann berichtete später auf der | |
Pressekonferenz, dass Albrecht gute Chancen habe, wieder ganz gesund zu | |
werden. | |
Unterdessen bemühten sich die Verantwortlichen, eine Sicherheitsdiskussion, | |
wie sie vor einem Jahr nach dem Sturz des Amerikaner Macartney an der | |
gleichen Stelle entstanden war, zu verhindern. "Wenn einem Läufer so etwas | |
passiert, dann können wir nichts machen", sagt der deutsche Renndirektor | |
des Internationalen Skiverbandes, Günter Hujara. "Wenn wir so etwas | |
verhindern wollen, darf es keine Abfahrten mehr geben." Es herrschte | |
Einigkeit darüber, dass Albrecht einen Fahrfehler begangen hatte. Außer dem | |
Schweizer hatte an jener Stelle tatsächlich nur noch Andreas Strodl vom SC | |
Partenkirchen Schwierigkeiten, er konnte mit Mühe einen Sturz verhindern. | |
Der jüngste Starter ließ sich dadurch allerdings nicht bremsen, am Freitag | |
war er bei seinem "Streif"-Debüt als 24. bester Deutscher. | |
24 Jan 2009 | |
## AUTOREN | |
Elisabeth Schlammerl | |
## TAGS | |
Ski Alpin | |
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