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# taz.de -- Kommentar Doping-Überwachung: Türöffner Sport
> n einer Zeit, in der das Datensammeln zur Lieblingsbeschäftigung von
> Innenpolitikern gehört, ist Vorsicht geboten, wenn eine
> Sportler-Datenbank allzu unkritisch gesehen wird.
Bild: "Ich bin sauber": Lance Armstrong in Rancho Bernardo bei der Tour of Cali…
Spitzensportler sind unfreie Menschen. Nein, nicht die Fron auf den
Trainingsplätzen und in den Krafträumen macht sie zu einer Kaste der
Entrechteten in der modernen Gesellschaft. Wer mitlaufen, mitturnen,
mitrudern will im großen Sportbetrieb, der muss einen Vertrag abschließen
mit seinem Verband. Darin veräußert er einen Teil seiner Grundrechte. Er
ist gezwungen, sich einem Überwachungssystem zu unterwerfen, das ihn dazu
zwingt, Angaben zu seiner Person, zu seinem Aufenthaltsort und zu seinem
Gesundheitszustand zu machen, und weiß nicht einmal, wer die Daten einsehen
kann.
Gut und wichtig im Kampf gegen das Doping sei das, meinen die meisten
Sportler. Das sagen die, die sich sicher sind, dass sie nichts zu verbergen
haben, ebenso wie diejenigen, die betrügen und glauben, dass man sie trotz
aller Überwachung nicht erwischen wird. Auch der Großteil des
Sportpublikums steht hinter dem Kontrollsystem, hilft es doch die Illusion
vom fairen Wettkampf aufrechtzuerhalten, ohne die ein Sportereignis nicht
auskommt. Auch die Sportpolitiker haben nichts gegen die Datensammlungen,
verhelfen sie dem Sport doch zu dem scheinbar sauberen Anschein, in dem
sich die Regierenden so gerne sonnen. Die Entrechtung der Sportler ist
populär.
Hier liegt das Problem. In einer Zeit, in der das Datensammeln zur
Lieblingsbeschäftigung von Innenpolitikern gehört, ist Vorsicht geboten,
wenn eine Datenbank allzu unkritisch gesehen wird. Was beim Sport möglich
ist und akzeptiert wird, das könnte bald auch in anderen gesellschaftlichen
Bereichen zur Anwendung kommen. Nachdem Ende der 90er-Jahre deutsche
Hooligans brandschatzend und schlägernd durch Europa zogen, wurde die
zentrale Datei "Gewalttäter Sport" angelegt. Sie wurde in der Folge
regelrecht gefeiert. Unter Hausarresten und Reisebeschränkungen haben
seither auch etliche Globalisierungskritiker zu leiden, die sich an
Protesten im Ausland beteiligen wollten. Vorsicht also: Der Sport könnte
einmal mehr zum Türöffner für die Beschneidung bürgerlicher Freiheiten
werden. ANDREAS RÜTTENAUER
21 Mar 2009
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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wer soll ihm vertrauen? Athleten kämpfen um ihre Glaubwürdigkeit - und
opfern dabei ihre Persönlichkeitsrechte.
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