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# taz.de -- Tödliche Tuberkulose in Deutschland: Weniger Infektionen, keine En…
> In Deutschland erkranken immer weniger Menschen an Tuberkulose. Doch
> ausgerottet sie nicht: Arme, Alte und Drogenabhängige sterben immer noch
> daran - obwohl TBC heilbar ist.
Bild: Stehen im Regen: Protestler zum Welt-Tuberkulose-Tag.
BERLIN taz Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen, Migranten und
Drogenabhängige haben ein deutlich erhöhtes Risiko an der Tuberkulose (TBC)
zu sterben. Die Erkrankung wird aber oft zu spät oder gar nicht erkannt.
Das geht aus einem Bericht hervor, den das Robert-Koch-Institut anlässlich
des heutigen Welt-Tuberkulose-Tags vorgestellt hat.
Die Zahl der Neuerkrankungen gehe in Deutschland zwar kontinuierlich
zurück, gleichzeitig konzentrieren sich diese aber auf diese Risikogruppen,
erklärte Walter Haas, der den zuständigen Bereich beim Robert-Koch-Institut
leitet. "Betroffen sind Menschen mit einer geringen Widerstandsfähigkeit,
wie Arme oder auch Ältere, sowie Menschen, die aus Ländern mit einer hohen
Infektionsrate stammen."
Nach der jüngsten Statistik erkrankten im Jahr 2007 gut 5.000 Menschen neu
an Tuberkulose, knapp sechs Prozent weniger als im Jahr zuvor. 139
Patienten starben. Besonders positiv: Zugleich ging auch die Zahl der
resistenten Erreger zurück.
Trotzdem sei die Krankheit in Deutschland keineswegs besiegt, betonte Haas:
"Die große Gefahr besteht darin, dass die sinkenden Zahlen mit sinkendem
Bedarf gleichgesetzt werden." Wenn man in der Tuberkulose-Bekämpfung
nachlasse, werde das Problem wiederkommen.
Denn weltweit ist die Tuberkulose nach wie vor die behandelbare
Infektionskrankheit mit den höchsten Todeszahlen: Nach Angaben der
Weltgesundheitsorganisation erkrankten 2006 weltweit über neun Millionen
Menschen - beinahe jeder Fünfte starb, obwohl die Krankheit im Prinzip
heilbar ist.
Besonders besorgniserregend ist die Lage in Osteuropa, wo die
Infektionsrate hoch ist und sich Tuberkulosestämme ausbreiten, die gegen
die bisher verfügbaren Medikamente resistent sind. Über Migration gelangen
diese auch nach Deutschland. "Tuberkulose kam früher von Europa aus in die
Welt, jetzt kommt sie wieder, als Reimport", sagte Robert Loddenkemper vom
Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose.
Das spiegeln auch die Zahlen in dem vorgestellten Bericht wieder. Demnach
stammen 43 Prozent der in Deutschland lebenden Erkrankten aus dem Ausland,
die meisten aus Osteuropa. "Menschen mit nicht-deutschem Pass erkranken
fünfmal so häufig an Tuberkulose als Menschen mit deutschem Pass", so Haas.
Trotz dieses erhöhten Risikos ist aber Tuberkulose in Deutschland
überwiegend ein Problem der Deutschen: Zwei Drittel aller
Tuberkulose-Patienten sind deutsche Staatsbürger.
Auffällig ist die regionale Verbreitung von TBC in Deutschland: Vor allem
die Stadtstaaten liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Während
bundesweit 2007 von 100.000 Menschen sechs neu an TBC erkranken, waren es
etwa in Hamburg um die Hälfte mehr.
Besonders betroffen sind Obdachlose und Drogenabhängige. Bei ihnen werde
die Erkrankung oft erst im fortgeschrittenen hochansteckenden Stadium
erkannt, so Haas. Diese Patienten zögerten den Gang zum Arzt möglichst
lange heraus, aus Angst vor Kosten, Vorbehalten gegenüber Behörden,
niedrigem Gesundheitsbewusstsein und fehlender Einsicht in die
Ansteckungsgefahr. Tuberkulose ist in der Regel mit Antibiotika heilbar,
die sechs bis acht Monate lang konsequent eingenommen werden müssen.
Die Heilungschancen beim Ausbruch der Krankheit liegen dem
Robert-Koch-Institut zufolge in Deutschland bei 80 Prozent. Mit zunehmendem
Alter erhöhe sich das Erkrankungsrisiko, während sich die Heilungschancen
verschlechterten. Es wird weiterhin nach einem effizienten Impfstoff
geforscht.
24 Mar 2009
## AUTOREN
Anna Corves
## TAGS
Schwerpunkt G20 in Hamburg
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