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# taz.de -- Geiseln auf den Philippinen: Ultimatum von Abu Sayyaf abgelaufen
> Die Terrorgruppe Abu Sayyaf hatte mit der Enthauptung einer Geisel in
> Jolo gedroht, sollte sich das Militär nicht zurückziehen. Die Regierung
> lehnt den Abzug aber ab.
Bild: Im Süden der Philippinen kämpfen muslimische Rebellengruppen seit den 7…
Der Gouverneur der südphilippinischen Provinz Sulu hat gestern den
Ausnahmezustand verhängt, nachdem zuvor ein Ultimatum der Entführer von
drei Mitarbeitern des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK)
verstrichen war. Die zur Rebellengruppe Abu Sayyaf ("Träger des Schwerts")
gehörenden Entführer einer Filipina, eines Schweizers und eines Italieners
hatten mit der Enthauptung einer Geisel gedroht, sollte sich das
philippinische Militär nicht bis 14 Uhr Ortszeit aus 15 Orten der Insel
Jolo zurückziehen.
Die Regierung hatte den Belagerungsring um das Versteck der Entführer zwar
gelockert, lehnt den Abzug aber ab. Der Ausnahmezustand versetzt jetzt die
Truppen in Sulu in Alarmbereitschaft und ermöglicht die Verhängung einer
Ausgangssperre. Vor dem Verstreichen des Ultimatums gab es keinen Kontakt
zu den Entführern mehr. Gouverneur Sakur Tan sagte laut Philippine Daily
Inquirer, die Behörden seien "auf das Schlimmste vorbereitet, aber hofften
auf das Beste". Laut dem Blatt hätten die Rebellen das Ultimatum um drei
Stunden verlängert, doch sagte Tan, davon nichts zu wissen. Zumindest
verstrich auch diese Frist.
Die überwiegend von Muslimen bewohnte Insel Jolo im Sulu-Archipel war im
Jahr 2000 international bekannt geworden, als ein Abu-Sayyaf-Kommando dort
21 aus Malaysia entführte Touristen und Einheimische, unter ihnen die
Göttinger Familie Wallert, über mehrere Monate gefangen hielt. Die drei
IKRK-Mitarbeiter waren am 15. Januar entführt worden, nachdem sie im
Provinzgefängnis auf Jolo ein Projekt besucht hatten.
Im Süden der überwiegend christlichen Philippinen kämpfen muslimische
Rebellengruppen seit den 70er-Jahren für einen eigenen Staat oder eine
akzeptable Autonomie. Die 1990 gegründete Abu Sayyaf ist die kleinste und
brutalste Gruppe. Ihr werden Verbindungen zu den Terrornetzwerken al-Qaida
und Jemaah Islamiyah nachgesagt. Doch haben viele ihrer politisch
verklärten Aktivitäten einen mindestens so starken kriminellen Charakter.
Immer wieder hat die zurzeit auf 400 Kämpfer geschätzte Gruppe, deren
Hochburgen die Inseln Jolo und Basilan sind, mit der Entführung von
Ausländern, Priestern und Einheimischen auf sich aufmerksam gemacht. 2004
tötete Abu Sayyaf bei einem Anschlag auf ein Fähre über 100 Menschen.
In der Vergangenheit hat die Gruppe zuvor angedrohte Tötungen schon
mehrfach durchgeführt. 2001 wurde der US-Amerikaner Guillermo Sobrero
ermordet, 2007 wurden sieben christliche Arbeiter geköpft. Im jetzigen
Entführungsfall haben sowohl Papst Benedikt XVI. wie der Präsident des
Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, Jakob Kellenberger, an die
Kidnapper appelliert, die Entführten unversehrt freizulassen. Der
philippinische Senator und Präsident des lokalen Roten Kreuzes, Richard
Gordon, sagte, selbst die Ermordung der Entführten könne das Rote Kreuz
nicht zum Rückzug aus der Region bewegen.
Gordon war einst Tourismusminister und sagte 2001 der taz, Jolo könnte
mittels Tourismus entwickelt werden. Seitdem geschah aber nichts. Das lag
nicht nur an Abu Sayyaf, sondern auch an mangelndem Engagement der
Regierung jenseits militärischer Mittel. 2007 erklärte der Oberste
Gerichtshof ein unterschriftreifes Autonomieabkommen mit der MILF, der
größten Rebellengruppe, für verfassungswidrig. Die Regierung hatte das
Abkommen öffentlich kaum unterstützt. Danach eskalierte der militärische
Konflikt wieder und schuf eine Atmosphäre, die Abu Sayyaf wie auch anderen
vom Konflikt profitierenden Kräften nutzt.
31 Mar 2009
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Philippinen
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