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# taz.de -- Ausbreitung der Schweinegrippe: WHO erhöht auf Alarmstufe fünf
> Die Chefin der Weltgesundheitsorganisation ruft alle Länder der Welt zur
> Aktivierung von Notfallplänen auf. Die Grenze zwischen USA und Mexiko
> bleibt offen. Mexiko korrigiert die Zahl der Todesfälle nach unten.
Bild: Viele Verdachtsfälle, aber weniger Tote als bislang angenommen: Mexiko k…
GENF/WASHINGTON ap/reuters | Überraschend hat die WHO die Alarmstufe wegen
Schweinegrippe erhöht: Sie rief die zweithöchste Alarmstufe fünf aus. Das
bedeutet, dass nach Einschätzung der WHO ein globaler Ausbruch der Seuche
unmittelbar bevorsteht. WHO-Chefin Margaret Chan gab die Erhöhung nach
Beratungen mit Grippeexperten am späten Mittwochabend in Genf bekannt. Sie
rief alle Länder der Welt auf, umgehend ihre Pandemie-Notfallpläne zu
aktivieren. Die Welt sei auf eine Pandemie aber besser vorbereitet als je
zuvor in der Geschichte, sagte WHO-Chefin Margaret Chan. Im Falle einer
Pandemie wäre die gesamte Menschheit bedroht, sagte Chan vor Journalisten.
Alarmstufe fünf verweist auf eine weit verbreitete Übertragung von Mensch
zu Mensch in mindestens zwei Ländern. Stufe sechs würde eine weltweite
Pandemie bedeuten. Der WHO-Grippeexperte Keiji Fukuda sagte, bisher gebe es
keine Anzeichen dafür, dass sich die Ausbreitung der Schweinegrippe
verlangsame.
Die Gesundheitsminister der Europäischen Union wollten am
Donnerstagnachmittag zu einer Krisensitzung in Luxemburg zusammenkommen.
Ziel des Treffens war eine Abstimmung über Maßnahmen zur Vermeidung einer
Weiterverbreitung der Krankheit sowie über Diagnose- und
Behandlungsmethoden. Die französische Regierung forderte einen Stopp aller
Flüge aus der Europäischen Union nach Mexiko, wo die Grippe ihren
Ausgangspunkt nahm. Auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt wurde in
Luxemburg erwartet.
US-Präsident Barack Obama erklärte, die Bekämpfung der Seuche habe für ihn
höchste Priorität. Die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko
bleibe jedoch offen. Alles andere wäre, als würde man die Stalltür
schließen, wenn die Pferde schon getürmt seien, sagte Obama am
Mittwochabend auf einer Pressekonferenz anlässlich seiner ersten 100 Tage
im Amt. Er betonte, dass die USA sehr wachsam sein müssten, Panik sei
indessen nicht angebracht.
In den USA wurde am Mittwoch der erste Todesfall infolge der Schweinegrippe
außerhalb Mexikos bestätigt. Dabei handelte es sich um einen 23 Monate
alten Jungen aus Mexiko, der Anfang April mit seinen Eltern zum Besuch von
Verwandten nach Texas gereist war. Inzwischen ist die Seuche in mindestens
elf US-Staaten aufgetreten, in denen insgesamt schon fast 100 Erkrankungen
bestätigt wurden.
Die mexikanischen Behörden legten derweil neue Opferzahlen vor. Demnach
sind in dem Land nunmehr acht Menschen an der potenziell tödlichen Seuche
gestorben. Die Zahl der Infizierten gab Gesundheitsminister Jose Cordova
mit 91 an. Die Regierung hat bis zum 5. Mai eine Schließung aller
Unternehmen angeordnet, deren Produktion nicht dringend notwendig ist.
Ausgenommen sind etwa die Lebensmittel-, Transport- und
Gesundheitsversorgung. Mexikaner in anderen Branchen sollten jedoch zuhause
bleiben, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Auch die Regierung wird
möglichst viele Angestellte nach Hause schicken, außer in den Bereichen der
Armee, Polizei und staatlichen Ölindustrie.
Unter den Todesopfern in Mexiko befand sich auch ein Einwanderer aus
Bangladesch, wie der oberste Beamte für die Seuchenbekämpfung, Miguel Angel
Lezana, mitteilte. Dieser Mann habe kürzlich Besuch von seinem Bruder
erhalten, der bei der Einreise krank gewesen sei. Lezana schloss deshalb
nicht aus, dass das Virus aus Bangladesch oder Pakistan eingeschleppt
worden sein könnte.
Ursprünglich hatte Mexiko 168 Todesfälle wegen der Schweinegrippe gemeldet,
doch erst acht wurden bislang bestätigt. Die WHO meldete bis Mittwochabend
mindestens 114 Erkrankungen in mindestens sieben Ländern.
In Deutschland gibt es laut Gesundheitsministerin Ulla Schmidt drei neue
Verdachtsfälle auf Schweinegrippe. Insgesamt würden damit jetzt zehn
Verdachtsfälle überprüft, sagte sie am Donnerstag im ARD-Morgenmagazin. Bei
drei Menschen, in Bayern und Hamburg, wurde bislang die Infektion mit dem
Virus festgestellt.
Mittwochabend meldete auch die Schweiz ihren ersten bestätigten Fall.
Kanada berichtete über sechs neue Fälle, was die Gesamtzahl der dortigen
Erkrankungen auf 19 erhöhte. Neuseeland reduzierte die Zahl der bestätigten
Infektionen von 14 auf 13.
China plant mit einer Aufklärungskampagne Schüler zu sensibilisieren. Noch
ist in der Volksrepublik kein Verdachtsfall aufgetreten, doch das Land
hatte im Zuge der Vogelgrippe über hundert Todesopfer zu beklagen. China,
der weltgrößte Schweinefleischkonsument, hat inzwischen auch den Import von
Schweinefleisch aus Nord- und Südamerika verboten, obwohl der
Grippe-Erreger nicht durch den Verzehr von zubereitetem Fleisch übertragen
werden kann.
30 Apr 2009
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Vogelgrippe
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