# taz.de -- Investorensuche bei Opel: IG Metall will draußen bleiben | |
> Die IG Metall will sich nicht bei Opel einkaufen. Gewerkschaftsvertreter | |
> sprechen sich aber für eine Beteiligung der Mitarbeiter am Rüsselsheimer | |
> Autokonzern aus. | |
Bild: Nachdem bei Chrysler die Gewerkschaft mit einsteigen will, wird das Model… | |
BERLIN taz | Eine Gewerkschaft als Hauptaktionär wie bei Chrysler? Für den | |
ebenfalls um seine Zukunft ringenden Autokonzern Opel ist das wohl keine | |
Option. Zu unterschiedlich sind die Rollen, die IG Metall und die | |
US-Gewerkschaft UAW in den jeweiligen Unternehmen spielen. Dennoch | |
erklärten Vertreter der Opel-Belegschaft am Freitag auf taz-Anfrage, dass | |
eine finanzielle Beteiligung der Mitarbeiter an dem Unternehmen sinnvoll | |
sei. | |
"Es gibt keinen Grund zur Euphorie, weil Gewerkschaften jetzt Unternehmen | |
kaufen", sagte Armin Schild, Aufsichtsratsmitglied bei Opel und | |
Vorsitzender des IG-Metall-Bezirks Frankfurt, der taz. Er ist zuständig für | |
die Opel-Werke in Rüsselsheim, Kaiserslautern und Eisenach. Es gehe | |
vielmehr darum, die Folgen von Managementfehlern für die Belegschaft | |
abzufedern. Zudem sei die UAW zuständig für die Pensionsfonds der | |
Chrysler-Mitarbeiter - ein Kapital, das deutschen Gewerkschaften nicht zu | |
Verfügung steht. Gleichzeitig sei das aber auch eine Bürde für die | |
US-Gewerkschafter, denn im Falle einer Totalinsolvenz ihres Arbeitgebers | |
würden die Mitarbeiter und Pensionäre dann zu Gläubigern von Chrysler. Wie | |
viel sie dann noch bekämen, sei unsicher, so Schild. | |
Ebenso wie Reiner Einenkel, Betriebsratschef des Bochumer Opel-Werkes, | |
sieht Schild aber in der direkten Beteiligung von Mitarbeitern an einem | |
neuen Opel-Konzern die Chance, auf die Unternehmenspolitik Einfluss zu | |
nehmen. Das Kapital könnte über einen Gehaltsverzicht der Arbeiter | |
zusammenkommen, der gleichzeitig die Produktionskosten senke. Einenkel | |
sieht dabei die IG Metall durchaus in einer wichtigen Rolle, auch wenn sie | |
kein eigenes Geld in das Unternehmen stecken könne. Ihr könnten dann aber | |
Vertretungsrechte der Belegschaft übertragen werden. | |
Einen zusätzlichen befristeten Einstieg des Staates befürworteten beide | |
Gewerkschafter, auch um den Zeitdruck auf Opel bei der Investorensuche zu | |
verringern. Das alles sei aber kaum denkbar, wenn Fiat der neue Investor | |
bei Opel werde, sagte Schild. Die IG Metall befürchtet wegen einer | |
ähnlichen Modellpallette und der hohen Verschuldung des italienischen | |
Konzerns Arbeitsplatzverluste bei Opel. | |
Doch offenbar hat Fiat trotz des Chrysler-Deals weiter Interesse. Fiat-Chef | |
Sergio Marchionne sagte der Zeitung La Stampa: "Nun müssen wir uns auf Opel | |
konzentrieren. Sie sind unser perfekter Partner." Gleichzeitig erklärte der | |
zweite mittlerweile öffentlich gewordende Interessent an Opel, der | |
kanadisch-österreichische Automobilzulieferer Magna, dass er nicht an | |
Firmenanteilen interessiert sei. "Wir reden nicht von einem Einstieg", | |
sagte Magna-Chef Frank Stronach. Sein Unternehmen wolle nur einem wichtigen | |
Kunden helfen. Zugleich warb er für die Beteiligung von russischem Kapital | |
an Opel. Nach Medienberichten sind der russische Autohersteller GAZ und die | |
ebenfalls russische Sberbank bereit, 31 Prozent von Opel zu übernehmen. | |
1 May 2009 | |
## AUTOREN | |
Stephan Kosch | |
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