# taz.de -- Energiesicherheit in Europa: Rückschlag für Pipeline-Projekt | |
> Kasachstan, Usbekistan und Turkmenistan verweigern bei einem | |
> Energiegipfel mit der EU ihre Unterschrift unter das ohnehin | |
> abgeschwächte Abschlussdokument. | |
Bild: Ohne die geplante Pipeline könnte Russland Europa das Gas abdrehen. | |
BRÜSSEL taz | "Seidenstraßen-Gipfel" - das klingt nach fernöstlicher | |
Poesie. Doch in Wahrheit ging es gestern beim Treffen der Kaukasusstaaten | |
mit den EU-Partnern in Prag um Gaslieferungen, Handelsgarantien und die | |
Sicherheit der europäischen Energieversorgung. Spätestens 2014 soll die | |
3.300 Kilometer lange Nabucco-Pipeline fertig sein, mit der Gas aus | |
Zentralasien nach Europa gepumpt werden soll. Damit würde die EU | |
unabhängiger von russischen Lieferungen. Kasachstan, Usbekistan und | |
Turkmenistan verweigerten aber gestern die Unterschrift unter das | |
Schlussdokument, was ein weiterer Rückschlag für das Projekt ist. | |
Noch am Morgen hatte Ratspräsident Mirek Topolánek und Energiekommissar | |
Andris Piebalgs optimistische Pläne geschmiedet. Im Juni werde das | |
Transitabkommen mit der Türkei unterzeichnet, so Piebalgs. Im Januar hatte | |
der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan gedroht, er werde das | |
Projekt blockieren, falls es bei den Beitrittsverhandlungen seines Landes | |
mit der EU keine Fortschritte gebe. In Prag erklärte Staatspräsident | |
Abdullah Gül, dies gelte weiterhin. | |
Eigentlich hätten 2008 erste Leitungen gelegt werden sollen. Wenn 2015 Gas | |
aus der kaspischen Region via Türkei, Bulgarien, Rumänien und Ungarn bis | |
Österreich fließen soll, müsste spätestens 2011 mit dem Bau begonnen | |
werden. Doch noch ist unklar, wie die dafür benötigten knapp 9 Milliarden | |
Euro zusammenkommen sollen. Die Wirtschaftskrise dämpft die Risikofreude | |
der Investoren und sorgt dafür, dass Gasbedarf und Energiepreise sinken. | |
Womöglich könnte das Gas aus den teuren neuen Leitungen gar keine Abnehmer | |
finden. | |
Die Schlusserklärung des Treffens wurde gegenüber dem ursprünglichen | |
Entwurf abgeschwächt. Die Partner verpflichten sich lediglich, "die | |
notwendige politische Unterstützung für den Bau des Südkorridors zu leisten | |
und dort, wo es notwendig ist, auch technische und finanzielle | |
Unterstützung beizusteuern". Die ursprünglich erwähnten Details über die | |
Transitgebühren wurde gestrichen. Schließlich setzten nur die Türkei, | |
Georgien, Ägypten und Aserbeidschan ihre Unterschriften unter das Abkommen | |
mit der EU. | |
In Tschechien übernahm anschließend der neue Ministerpräsident Jan Fischer | |
sein Amt. Nach dem Rücktritt des Kabinetts von Topolánek soll Fischer das | |
Land bis zu Neuwahlen im Oktober führen. Der 58-Jährige führt auch die | |
tschechische EU-Ratspräsidentschaft weiter. | |
9 May 2009 | |
## AUTOREN | |
Daniela Weingärtner | |
## TAGS | |
Aserbaidschan | |
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