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# taz.de -- Asylverfahren: Abflug im Schnellverfahren
> Eine Studie weist dem Asylverfahren an Flughäfen "eklatante Mängel" nach
> - von sexueller Gewalt bis hin zu Verharmlosung.
Bild: Abschreckend: Asylverfahren direkt am potentiellen Abschiebe-Flughafen.
BERLIN taz | Flüchtlinge, die auf dem Luftweg nach Deutschland kommen,
haben wenig Chancen auf ein gerechtes Asylverfahren. Das zeigt eine
Auswertung von 32 Flughafenasylverfahren zwischen 2006 und 2008, die der
Flüchtlingsrat Wiesbaden im Auftrag von Pro Asyl am Flughafen Frankfurt
durchgeführt hat. In dessen Transitbereich werden über 90 Prozent aller
Flughafenasylverfahren abgewickelt. In der Mehrzahl der Fälle, in denen mit
Hilfe eines Schnellverfahrens innerhalb von zwei Tagen nach der
Antragstellung über das Asylgesuch befunden werde, gebe es "eklatante
Mängel" in den Anhörungs- und Entscheidungsverfahren des Bundesamts für
Migration und Flüchtlinge.
Die Studie listet unter anderem Verfahrens- und Protokollfehler,
unzureichende Dolmetscherkenntnisse, mangelnde Aufklärung des Sachverhalts
und zweifelhafte Untersuchungs- und Verhörmethoden auf. So seien zum
Beispiel männliche Opfer sexueller Gewalt entgegen der Dienstanweisungen
des Bundesamts von Frauen angehört worden, oder die Menschenrechtssituation
in den Militärregimen Birma und Eritrea sei "völlig verharmlost" worden. In
einem anderen Fall ignorierte das Bundesamt die großflächigen Narben, die
den gesamten Körper eines Antragstellers bedeckten. Immer wieder werde
versäumt, über schwer erkrankte Asylsuchenden medizinisch-psychologische
Gutachten einzuholen, oder würden Anhörungen als "Verhör" statt in
"entspannter Atmosphäre" geführt.
Die Studie kritisiert das Flughafenverfahren als "Abschreckungsinstrument"
mit "komplizierten Sonderverfahren". Die Zahlen unterstreichen diese
Einschätzung: So ist zwischen 2002 und 2007 kein einziger Flüchtling
anerkannt worden, der das Schnellverfahren des Flughafenasyls durchlaufen
musste.
11 May 2009
## AUTOREN
Eva Völpel
## TAGS
Proteste in Iran
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