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# taz.de -- Prüfungsprozess steht bevor: Koalition uneins über Paintball-Verb…
> Die SPD sagt, der Bann für Ballerspiele sei vom Tisch. Doch für die
> Unionsfraktionen ist das noch lange nicht ausgemacht.
Bild: Mit Farbe rumklecksen wird nicht verboten - aber vielleicht die kampfähn…
BERLIN taz | Die Ansage klang endgültig: "Es wird derzeit kein Verbot
geben", sagte der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz am Donnerstag. Es
solle aber geprüft werden, ob sich nicht die Regeln von Paintball oder
Laserdome so ändern ließen, dass die Schießspiele nicht mehr wie ein reales
Gefecht wirkten. Doch in der Union sieht man das nicht so eindeutig:
"Richtig ist, dass wir prüfen, ob wir wirklich ein Verbot machen", sagte
der CDU-Waffenrechtsexperte Reinhard Grindel. "Aber es gibt in beiden
Fraktionen noch immer viele Stimmen, die ein Aus für diese Spiele weiterhin
befürworten."
An Paintball und ähnlichen Spielen stört die Innenexperten der Parteien vor
allem das Schießen aus dem Lauf und aus der Deckung. SPD und CDU könnten
nun den gleichen Weg wie beim IPSC-Schießen beschreiten. Zu diesem
gefechtsähnlichen Schießsport werden die Koalitionspartner eine sogenannte
Entschließung verabschieden, laut der sie IPSC genauer prüfen lassen
wollen. Wichtigste Frage dabei: Lassen sich die Regeln so ändern, dass
diese Sportart weniger wie ein Gefechtstraining aussieht? CDU-Mann Grindel
würde aus IPSC gerne eine Art "Biathlon ohne Skier" machen. Kommt kein
Verbot, könnte Paintball das gleiche Schicksal ereilen. "Wir würden
gutachterlich anschauen lassen, wie gefährlich die Schießspiele tatsächlich
sind", sagte der Innenpolitiker weiter. "Und wenn sich die Regeln hin zu
weniger Realitätsnähe verändern lassen, würden wir darauf drängen, dies zu
tun."
SPD und Union sind sich einig, dass ein "Unwerturteil" über die
Farbkugelballerei gefällt werden muss. "Wir glauben, dass diese Spiele
menschenverachtend sind", sagte Grindel. "Das müssen wir sehr deutlich zum
Ausdruck bringen, wenn auch nicht unbedingt mit einem Verbot", so Grindel
weiter.
Ähnlich hatte sich bereits der innenpolitische Sprecher der Union,
Hans-Peter Uhl, gegenüber [1][taz.de] geäußert. Uhl gilt eigentlich als
Hardliner unter den Paintballgegnern. Er hatte bereits vor über einem
Jahrzehnt als Kreisverwaltungsreferent in München Paintball unter freiem
Himmel verbieten lassen. Auch in der derzeitigen Debatte war er lange ein
strikter Verfechter des Verbots. Doch am Mittwoch kam die Wende: Da sagte
Uhl plötzlich, es sei fraglich, ob man Moralvorstellungen per Verbot
durchsetzen sollte oder "ob sich solches Verhalten auch anders ächten
lässt".
Bereits am Dienstag hatte Dieter Wiefelspütz den Sinn eines Ballerbanns
skeptisch beurteilt. "Manche Innenpolitiker der SPD haben Zweifel, ob ein
Verbot von Paintball zielführend ist", sagte der innenpolitische Sprecher
der SPD-Bundestagsfraktion. "Ich persönlich halte Paintball für
sittenwidrig. Ich frage mich aber, ob eine solche Überzeugung für ein
Verbot ausreicht."
Wiefelspütz sagte auch, niemand glaube an einen direkten Zusammenhang von
Amokläufen wie in Winnenden mit Spielen wie Paintball oder Gotcha. "Wer das
behauptet, verbreitet Schwachsinnsthesen."
Aus den Koalitionsfraktionen und dem Innenministerium ist zu hören, dass
auch Wolfgang Schäuble (CDU) nicht auf einem Verbot bestehe. Offiziell
bestätigt wird das vom Ministerium nicht, man möchte sich nicht in die
Auseinandersetzung der Abgeordneten einmischen. Deshalb heißt es aus
Schäubles Haus nur, man begleite und begrüße die wichtige Diskussion.
Ob Paintball seinen Fans noch Spaß machen würde, wenn man es quasi nur aus
dem Stand spielen könnte, darf bezweifelt werden. Doch wenn die große
Koalition das Abballern mit Farbe nicht noch vor der Bundestagswahl
verbietet, würde es bis zu einem neuerlichen Verbotsvorstoß mit Sicherheit
noch eine Weile dauern. Von daher könnten die Zweifler in SPD und CDU den
Freizeitschützen zumindest eine Atempause verschaffen.
14 May 2009
## LINKS
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## AUTOREN
Daniel Schulz
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