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# taz.de -- Kommentar: Mehr nachdenken statt feiern
> Gibt es 20 Jahre nach dem Mauerfall eine Berliner Erzählung von Teilung
> und Zusammenwachsen oder immer noch zwei? Die SED-Mitgliedschaft von
> Karl-Heinz Kurras wäre ein guter Anlass über das Stasi-Problem in
> West-Berlin nachzudenken.
Bild: Offenbar erschossen von einem Stasi-Spitzel: Benno Ohnesorg.
Gerade ist die Erinnerungsmaschine 20 Jahre Mauerfall angelaufen, da wird
bekannt, dass Karl-Heinz Kurras, der Todesschütze von Benno Ohnesorg,
SED-Mitglied war und Stasispitzel obendrein. Auch wenn damit vielleicht die
Geschichte der Studentenbewegung nicht neu geschrieben werden muss -
Anlass, darüber nachzudenken, wie in dieser Stadt der Teilung gedacht wird,
ist das allemal.
Entscheidend ist, ob es 20 Jahre nach dem Fall der Mauer eine Berliner
Erzählung von Teilung und Zusammenwachsen gibt oder immer noch zwei
verschiedene. Für Letzteres spricht, dass der Westen grade sein Grundgesetz
feiert, während der Osten erst noch klären muss, ob die DDR ein
Unrechtsstaat war oder ob es auch in der Diktatur ein wahres Leben im
falschen gab.
Auch die Choreografie der Senatsfeierlichkeiten ist nicht ohne Fallstricke.
Zwar waren SPD und Linke klug genug, die Ausstellung über die friedliche
Revolution in die Hand der Bürgerbewegung zu geben. Die Feier am 9.
November aber könnte allzu schnell zum Schlussstrich-Event geraten - frei
nach dem Motto "Berlin hat seine Chance genutzt, die Teilung ist
überwunden".
So gesehen kommt die Nachricht von der Stasi-Mitgliedschaft von Karl-Heinz
Kurras gerade recht. Mitten im Gedenkjahr ruft sie ins Gedächtnis, dass
nicht nur Ostberlin ein Stasiproblem hatte, sondern auch der "freie
Westen". Neu ist das nicht, aber aufgearbeitet eben auch nicht. Zwanzig
Jahre Mauerfall wären eine gute Gelegenheit.
23 May 2009
## AUTOREN
Uwe Rada
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