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# taz.de -- Rüstungsmesse in Paris: Kriegsmaschinen in der Krise
> Heute startet die weltgrößte Rüstungs- und Flugzeugmesse in Le Bourget.
> Viele US-Anbieter bleiben jedoch zu Hause. Dafür feiert Russland ein
> kleines Comeback.
Bild: Zirkus für Flugzeugkäufer: Ein Mig 29-Kampfflugzeug auf der Messe Le Bo…
Wer Flugzeuge für friedliche oder kriegerische Zwecke, Raketen oder
Satelliten kaufen will, kommt an Le Bourget nicht vorbei. An diesem Montag
eröffnet hier die größte Luftfahrtshow der Welt zum 48. Mal und begeht
zugleich ihr 100-jähriges Bestehen. Doch den 2.000 Ausstellern aus 48
Ländern ist wenig nach Feiern zumute. Die Krise hat die Passagierzahlen um
8 Prozent und die Frachtzahlen um 17 Prozent reduziert, und selbst die
Militärs sind zurückhaltender beim Anschaffen geworden. Auch beim Kauf von
Kampfflugzeugen zeigen sich die Kunden zurückhaltender denn je. Einzig die
Raumfahrt, wo keine Turbulenz den Boom der Nachrichtensatelliten zu
erschüttern scheint, stimmt die Branche gegenwärtig optimistisch.
Schon vor der Eröffnung der sechs Hallen und des Flughafens von Le Bourget
warnten französische Rüstungshersteller vor hochgesteckten Erwartungen.
"Wir werden keine neuen Verträge unterzeichnen", sagt Charles Edelstenne,
Chef des französischen Konzerns Dassault Aviation, dessen neue
Kampfflugzeuge "Rafale" bislang nur Frankreich kauft. Er hofft auf seinen
Staatspräsidenten, der erst vor wenigen Tagen eine neue Militärbasis in den
Vereinigten Arabischen Emiraten eröffnet hat, die als Schaufenster für
französische Rüstungsgüter in der mittelöstlichen Krisenregion
funktionieren soll.
Die US-amerikanische Konkurrenz Lockheed hat ihren neuen Kampfflieger
"Raptor" erst gar nicht mit nach Le Bourget gebracht. Offenbar hat sich die
Entwicklung der Kriegsmaschine verzögert. Und auch der europäische
Militärtransporter A400M von EADS, der eigentlich schon vor zwei Jahren
über Le Bourget fliegen sollte, glänzt sowohl durch Abwesenheit als auch
durch sinkendes Interesse potenzieller Kunden.
Rückläufig ist auch der Markt für kleinere Geschäftsflugzeuge. Der
französische Konzern Dassault wird in diesem Jahr statt erwarteter 90 nur
maximal 80 "Falcon" ausliefern. Und zwei US-Hersteller, die sich sonst
keinen Salon hier entgehen lassen, kommen dieses Mal erst gar nicht: Cessna
und Gulfstream.
Erstmals werden dafür auch Aussteller aus fünf bislang nur als Kunden
vertretenen Ländern in Le Bourget vertreten sein: Australien, Litauen,
Libyen, Mexiko und Tunesien. Interessante Neuheiten suchen die Kenner vor
allem an den Ständen von Rüstungsherstellern aus der Ukraine, Indien,
Brasilien und Südkorea und Israel.
Ein Comeback auf dem Luftfahrtmarkt feiert dieses Mal Russland, das seine
neue Sukhoï-Regionalmaschine "Superjet 100" vorführen wird. Erstmals wird
über einer Luftfahrtschau auch eine Drohne fliegen. Die österreichische
Firma Schiebel stellt ihren "Camcopter" vor: einen unbemannten Hubschrauber
im Miniformat.
Der europäisch-US-amerikanische Zahlenkrieg, der sonst bei jedem "Le
Bourget" tobt, wird dieses Mal ausfallen. Sowohl Airbus als auch Boeing
haben Absatzprobleme. Nach dem Rekordjahr 2007, bei dem Airbus die
Konkurrenz überholt hat, melden dieses Mal beide Seiten Negativzahlen.
Airbus, das dieses Jahr 300 Bestellungen anstrebt, hat bis Mai nur 32
Verträge unterzeichnet. Und Boeing, das im laufenden Jahr 10.000
Arbeitsplätze streichen wird, hat im selben Zeitraum zwar 73 feste
Bestellungen, aber auch 66 Absagen bekommen.
14 Jun 2009
## AUTOREN
Dorothea Hahn
Dorothea Hahn
## TAGS
Rüstung
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