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# taz.de -- Bauern in Uganda: Für deutschen Kaffee vertrieben
> Gegen die Neumann Kaffee Gruppe haben ugandische Kleinbauern Beschwerde
> bei der OECD eingereicht. Sie mussten einer Plantage der deutschen Firma
> weichen.
Bild: Des Deutschen liebstes Gesöff! Woher es kommt, interessiert ihn häufig …
Die Neumann Kaffee Gruppe - nach eigenen Angaben der "weltweit führende
Rohkaffee-Dienstleister" mit Sitz in Hamburg - muss sich vor der
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für
die Vertreibung von Kleinbauern in Uganda rechtfertigen. Die
Menschenrechtsorganisation Fian hat am Montag zusammen mit den betroffenen
Bauern eine Beschwerde gegen Neumann im Bundeswirtschaftsministerium
eingereicht.
Dort ist die nationale Kontaktstelle der OECD untergebracht, und deren
Verhaltenskodex für Unternehmensverantwortung habe Neumann eindeutig
verletzt, erklärt Gertrud Falk von Fian. Mehr als 400 Kleinbauernfamilien
seien für die Errichtung einer Kaffeeplantage in Uganda vertrieben worden,
die seitdem von der Neumann Kaffee Gruppe betrieben wird. "Indem sie die
Vertreibung toleriert, hat die Neumann Kaffee Gruppe eindeutig gegen die
OECD-Richtlinien für multinationale Unternehmen verstoßen."
Stattgefunden hat die Vertreibung vor acht Jahren: Am 21. August 2001
rückte das ugandische Militär mit Bulldozern und schwerem Gerät an, um die
rund 2.000 Menschen, darunter viele Kinder, von dem Terrain zu vertreiben.
Drei Tage später wurde das Areal als Kaweri-Kaffeeplantage von Firmenchef
Michael R. Neumann und Staatspräsident Yoweri Museveni feierlich
eingeweiht. Die enteigneten Bewohner wurden bis heute für den Verlust ihres
Besitzes nicht entschädigt, klagt Peter Kayiira, Sprecher der Vertriebenen:
"Wir haben die Geschäftsführung von Neumann mehrfach gebeten, unsere
Anstrengungen um Wiedergutmachung zu unterstützen. Leider erfolglos."
Diesen Vorwurf dementiert das Unternehmen. Man habe sich mehrfach an die
ugandische Regierung gewandt und sich für die Überprüfung der Ansprüche der
Vertriebenen eingesetzt, heißt es in einer Erklärung von Neumann: "Von
höchster ugandischer Regierungsebene wurde NKG allerdings explizit
dargelegt, dass Kompensationsregelungen ausschließlich Sache des
ugandischen Staates als Eigentümer des Landes seien und nach ugandischem
Recht geregelt würden."
Nun soll die nationale Kontaktstelle im Wirtschaftsministerium vermitteln.
Die Organisation Fian, die die Beschwerde im Namen der 400 vertriebenen
Familien eingereicht hat, hofft, damit den Fall und die Problematik
dahinter neu aufzurollen.
Peter Kayiira setzt darauf, alle Beteiligten an einen runden Tisch
bekommen, um endlich zu einer Lösung zu kommen. "Auf die Gerichte hier in
Uganda können wir uns nicht verlassen, denn wir leben in einer schwachen
Demokratie", erklärte der Dorfschullehrer, der die Familien seit mehreren
Jahren vertritt. Mit der Beschwerde vor der OECD sollen der Konflikt weiter
internationalisiert und die jeweiligen Regierungen in die Pflicht genommen
werden. Mit dieser Strategie hatten 2005 mexikanische Reifenarbeiter in
einem langjährigen Arbeitskampf bereits gegen Continental Erfolg.
15 Jun 2009
## AUTOREN
Knut Henkel
## TAGS
Landgrabbing
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Dorfs zugunsten der Hamburger Kaffeefirma Neumann – und fordert
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