| # taz.de -- Kommentar Solarstrom aus Afrika: Hausdach statt Wüste | |
| > Die ökonomische Latte für den Wüstenstrom liegt hoch: Der dezentral | |
| > erzeugte Solarstrom wird vielleicht für immer die billigere Option | |
| > bleiben. | |
| Den Spruch hat man in den letzten Jahrzehnten so oft gehört, dass er | |
| langweilt: "Solarenergie kann man in der Wüste nutzen, aber doch nicht bei | |
| uns." Der Satz kam immer von jenen, denen daran gelegen war, die | |
| erneuerbaren Energien zu bremsen. Man versuchte mit Visionen das | |
| Naheliegende abzubügeln. | |
| Bei dem nun geplanten Desertec-Projekt ist die Motivation eine andere - | |
| zumindest bei einem Teil der Akteure. Der Münchener Rück und dem Club of | |
| Rome kann man glauben, dass sie getrieben sind vom Ziel einer ökologischen | |
| Energiewende und nicht vom Streben nach Blockade. Daher verdient das | |
| Projekt, Solarkraftwerke in afrikanischen Wüsten zu bauen, eine | |
| aufgeschlossene Betrachtung. | |
| Vorsicht ist gleichwohl in einem Punkt angebracht: Es darf keinesfalls | |
| passieren, dass die Wüstenpläne dem Ausbau der dezentralen Solarkraft in | |
| Deutschland auch nur den geringsten Schaden zufügen. Sollte die Politik | |
| eines Tages mit Verweis auf den Saharastrom den heimischen Solarstrom | |
| bremsen, wäre das fatal. | |
| Denn auch angesichts der neuerlichen Verheißungen muss man sachlich | |
| festhalten, dass die erfolgreichste Technik der Sonnenernte jene auf den | |
| Dächern ist. Bereits in drei bis spätestens fünf Jahren wird der Strom vom | |
| Hausdach in Deutschland billiger sein als jener aus der Steckdose. Die | |
| ökonomische Latte für den Wüstenstrom liegt also hoch: Der dezentral | |
| erzeugte Solarstrom wird vielleicht für immer die billigere Option bleiben. | |
| Denn die höhere Sonneneinstrahlung im Süden wird die Kosten der | |
| gigantischen Übertragungsnetze womöglich nie kompensieren können. | |
| Der bevorzugte Ausbau der heimischen Solarenergie ist folglich zwingend - | |
| aus Sicht der Ökonomie wie aus Sicht der Energieautonomie. Denn auch das | |
| darf nicht vergessen werden: Als politisches Druckmittel lässt sich der | |
| Strom vom eigenen Dach nicht missbrauchen. Im Gegensatz zu jenem aus | |
| solaren Großkraftwerken. | |
| 17 Jun 2009 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernward Janzing | |
| ## TAGS | |
| Desertec | |
| Desertec | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Streit um Desertec-Projekt eskaliert: Ein weiterer Rückschlag | |
| Die Stiftung Desertec und das Industriekonsortium Dii gehen künftig | |
| getrennte Wege. Der Grund sind unterschiedliche Konzepte. | |
| Vertragsunterzeichnung verschoben: Desertec auf der Wartebank | |
| Das gigantische Wüstenstromprojekt Desertec kann kommen – meint das | |
| Konsortium. Dabei sind nicht nur Kosten und Finanzierung ungeklärt. | |
| Gigantisches Solarprojekt geplant: 400 Milliarden Euro für Wüstenstrom | |
| Es soll die größte Ökostrom-Initiativen aller Zeiten werden: 20 Konzerne | |
| planen in Nordafrika Solarkraftwerke im Wert von bis zu 400 Milliarden | |
| Euro. Sie sollen Deutschland mit Strom versorgen. |