# taz.de -- Bachmann-Wettlesen in Klagenfurt 2: Darf Literatur verführen? | |
> Der zweite Tag beim Bachmann-Wettlesen in Klagenfurt: Langsam wird es | |
> kontrovers. Einen klaren Favoriten gibt es dennoch nicht. | |
Bild: Ein Mann, der seine todkranke Frau umbringt: Die Wettbewerbsgeschichte vo… | |
KLAGENFURT taz | Endlich gibts mal ein bisschen Butter bei die Fische. | |
Während sich die Jury noch am Donnerstag bis auf wenige Ausnahmen in | |
Diplomatie übte, schlug Ijoma Mangold am Morgen des zweiten Klagenfurter | |
Lesetages gleich mal einen anderen Ton an. | |
Durch und durch ärgerlich sei der Text von Linda Stift gewesen. Regelrecht | |
unlauter sei, wie Stifts Erzählung über eine Gruppe von Flüchtlingen, die | |
in einem LKW außer Landes geschleust wird, moralisch erpresserisch um | |
Zustimmung buhle. | |
Einhellige Zustimmung erhielt dann in der Folge weder Stift noch einer der | |
vier folgenden Autoren. Umso mehr ging es, durchaus kontrovers, um | |
grundsätzliche Fragen: Darf Sprache verführen – oder täuscht sie dann den | |
Leser? Ist es überzeugend, wenn ein Ich-Erzähler ein Phonon, ein | |
physikalisches Teilchen, ist wie bei Ralf Bönt – oder ist das ein | |
Taschenspielertrick? | |
Und: Wo hört die Kunst auf und wo fängt der Kitsch an? Das zum Beispiel | |
fragte sich Paul Jandl beim Text von Jens Petersen. | |
Diese Geschichte über einen Mann, der seine todkranke Frau umbringt, um ihr | |
aus der Gnadenlosigkeit des Lebens zu verhelfen, konnte die Jury zwar nicht | |
auf Anhieb restlos begeistern. Zu beklemmend etwa fand ihn Meike Fessmann. | |
Aber er schien trotz der Bedenken von seiten Jandl doch zu faszinieren. | |
Vielleicht also schon mal ein Kandidat für einen Preis. | |
Damit sieht es ansonsten relativ mau aus, was zum Teil daran liegen mag, | |
dass die Jury sich in zwei Fraktionen spaltet: Hardcore-Realisten wie | |
Mangold und Fessmann auf der einen Seite, auf der anderen Seite Jandl und | |
Fleischanderl, die eher Spaß am Schrägen und Skurrilen haben. | |
Zum Teil liegts aber eben einfach auch daran, dass der ganz große Knaller | |
noch auf sich warten lässt, auch wenn neben Petersen auch Ralf Bönt und | |
Andreas Schäfer ihre Fürsprecher fanden. | |
Bleibt also die Hoffnung auf den dritten und letzten Tag. Vielleicht könnte | |
ja auch bis dahin mal jemand die überambitionierte Moderatorin | |
zurückpfeifen, die nicht nur ständig kommentierend eingreift, sondern mit | |
erstaunlicher Treffsicherheit die Diskussionen falsch resümiert. | |
26 Jun 2009 | |
## AUTOREN | |
Wiebke Porombka | |
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