# taz.de -- Wettbewerb in Deutschland: Der oligopolistische Gasmarkt | |
> In Deutschland teilen sich drei Energiekonzerne den Gasmarkt auf - | |
> darunter der abgestrafte Konzern Eon Ruhrgas. Diese Monopolstellung | |
> erschwert den Wettbewerb. | |
Bild: Ob der Herd brennt oder nicht, haben in Deutschland nur drei Großanbiete… | |
FREIBURG taz | Aus Sicht des Kartellrechts ist der Erdgasmarkt noch | |
schwieriger in den Griff zu bekommen als der Strommarkt. Das liegt vor | |
allem an der überschaubaren Anzahl der Lieferländer und an der | |
oligopolistischen Struktur der Importeure. Drei Importeure bestimmen in | |
Deutschland den Markt, angeführt von der Eon-Tochter Ruhrgas. Die anderen | |
sind die Wingas als Tochter von Wintershall und Gazprom sowie die | |
Verbundnetz Gas AG in Leipzig, deren größter Aktionär der Oldenburger | |
Energieversorger EWE ist. | |
Jeder neue Gasanbieter, der im Geschäft mit Endkunden aktiv werden will, | |
ist folglich darauf angewiesen, von einem der Importeure beziehungsweise | |
zwischengeschalteten Händlern beliefert zu werden. Für die Importeure sind | |
die Pipelines daher von strategischer Bedeutung. Somit lag es für Ruhrgas | |
und Gaz de France im Jahr 1975 auf der Hand, beim gemeinsamen | |
Pipeline-Projekt "Megal", das Erdgas von Tschechien und Österreich nach | |
Süddeutschland und Frankreich bringt, die eigenen Marktgebiete abzugrenzen: | |
Beide Unternehmen sicherten sich gegenseitig zu, im Land des jeweils | |
anderen kein Gas zu verkaufen. Das jedoch ist ein Verstoß gegen den | |
EG-Vertrag, der Wettbewerbsbeschränkungen untersagt. | |
Schwierig ist der Gasmarkt auch wegen der wenigen Exportländer und der | |
Abhängigkeit von Leitungen. Langfristverträge mit den Förderländern sind | |
daher bei den Importeuren verbreitet; in Deutschland sind derzeit Verträge | |
bis zum Jahr 2036 abgeschlossen. Da es für Erdgas anders als für Erdöl | |
keinen globalen Markt gibt, enthalten die meisten Lieferverträge | |
Preisgleitklauseln, die sich am Ölmarkt orientieren. So ist der Ölpreis | |
auch für den Erdgaspreis ein entscheidender Faktor; mit einem Zeitverzug | |
von drei bis sechs Monaten kommt er beim Kunden an. Knapp die Hälfte des | |
Endpreises entfällt auf den Gaseinkauf, knapp ein Viertel auf die | |
Netzinfrastruktur, der Rest auf Steuern, Abgaben und Vertriebskosten. | |
2008 wurden in Deutschland 930 Milliarden Kilowattstunden Erdgas | |
verbraucht. Das Gas deckt damit einen Anteil von 22,7 Prozent am deutschen | |
Primärenergieverbrauch. Da Erdgas auch in den privaten Heizungen in den | |
letzten 40 Jahren immer beliebter wurde, wuchs das deutsche | |
Erdgasleitungsnetz auf 400.000 Kilometer an. | |
Theoretisch ist der Gasmarkt bereits seit 1998 durch die | |
EG-Binnenmarktrichtlinie Gas sowie das deutsche Energiewirtschaftsgesetz | |
(EnWG) geöffnet. Faktisch liberalisiert wurde der Markt jedoch erst im | |
Oktober 2007, als der Netzzugang für neue Erdgaslieferanten deutlich | |
vereinfacht wurde. Aber erst in jüngster Zeit kommt der Gasmarkt für | |
Endkunden in Schwung. Das liegt einerseits an der Trägheit der Verbraucher, | |
die auch schon beim Strom lange brauchten, ehe sie die Chancen des Marktes | |
ergriffen und ihren Anbieter wechselten. Zugleich aber gibt es auch heute | |
noch Blockaden durch eingesessene Gasnetzbetreiber. | |
8 Jul 2009 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gasnetz-Deal: Eon verschlankt sich selbst | |
Der größte deutsche Energiekonzern muss Schulden abbauen. Denn auf die | |
Energiewende hat sich Eon viel zu spät eingestellt – nun gibt es sein | |
Gasnetz ab. | |
Eon und Gaz de France: Milliardenstrafe für die "Ausbeuter" | |
Illegale Absprachen kommen den deutschen Gasversorger Eon und Gas de France | |
teuer zu stehen. Die EU-Kommission verhängt eine Strafe von 1,1 Milliarden | |
Euro. |