# taz.de -- Weltspiele des jüdischen Sports: "Bewegend und lehrreich" | |
> Bei der Makkabiade in Tel Aviv treffen sich jüdische Spitzensportler aus | |
> aller Welt. Dabei geht es nicht allein um Medaillien - viele der Athleten | |
> besuchen erstmals Israel. | |
Bild: Nicht nur in den USA ein Held, sondern auch in Israel: Der amerikanische … | |
TEL AVIV taz | Jason Lezak scheint aus Fels geschlagen, er überragt jeden | |
im Raum, hat Hände wie Schaufeln, doch er kann schüchtern wirken wie ein | |
kleiner Junge. Er wird bald 34, ist einer der erfolgreichsten Schwimmer der | |
USA. Sieben Olympiamedaillen hat er gewonnen, vier in Gold. Er hätte nicht | |
gedacht, dass ihm seine Karriere noch Premieren beschert. "Es ist eine | |
Ehre, davon habe ich geträumt." Lezak ist Jude, der Sport hat ihn nach | |
Israel geführt. Zum ersten Mal in seinem Leben. | |
Jason Lezak ist die Symbolfigur der 18. Makkabiade, der Weltspiele des | |
jüdischen Sports, die alle vier Jahre in Israel stattfinden. Zehn Tage, bis | |
zu diesem Donnerstag, laufen, springen, kämpfen 7.000 Juden aus 65 Ländern, | |
darunter 180 aus Deutschland. Um Medaillen allein geht es ihnen nicht, wie | |
Lezak beweist: "Ich wollte erleben, was ich als Kind über meine Religion | |
gelesen und gehört hatte." | |
Er besuchte die Altstadt von Jerusalem, die Gedenkstätte Jad Vaschem, | |
sprach mit Politikern und Fans. Während der Eröffnungsfeier trug er vor | |
30.000 Zuschauern die Fackel, dafür sagte er sogar seine Teilnahme an der | |
parallel laufenden WM in Rom ab. Seit der Teilnahme des amerikanischen | |
Schwimmidols Mark Spitz 1985 ist kaum jemand so herzlich empfangen worden | |
wie Lezak: "Diese Erfahrung war bewegend und lehrreich." | |
1932, genau 1.800 Jahre nach dem Aufstand des Freiheitskämpfers Judas | |
Makkabäus gegen die Römer, fanden in Palästina die ersten Spiele statt. Die | |
Gründer wollten den jüdischen Anspruch auf Palästina zum Ausdruck bringen. | |
Drei Jahre später, nach der zweiten Makkabiade, blieben viele Sportler in | |
Israel, aus Angst vor den Nationalsozialisten. Auch heute noch hat der | |
Zionismus seinen Platz bei den Spielen. | |
Auch der Nahostkonflikt macht um den Sport keinen Bogen. 2001 fand die | |
Makkabiade während der zweiten Intifada statt. Wenige Wochen vor den | |
Spielen kamen vor einer Disko in Tel Aviv 21 Menschen bei einem Anschlag | |
ums Leben. Informationen sickerten durch, wonach die Hamas eine Bombe | |
während der Abschlusszeremonie zünden wollte. Die Spiele wurden | |
durchgeführt, doch statt 5.000 reisten nur 2.000 Athleten an. | |
Die Sicherheitsvorkehrungen sind auch in diesem Sommer hoch, | |
Nachwuchssportler werden auf ihren Touren durch die historischen Stadtkerne | |
von bewaffneten Kräften begleitet, das war die entscheidende Reisebedingung | |
vieler Eltern. | |
Im jüdischen Sportmuseum des Hauptquartiers der Spiele in Ramat Gan ist auf | |
drei Etagen ein kleiner Raum dem Schrecken gewidmet. Drei Stelen gedenken | |
der Opfer des Holocaust, des Unabhängigkeitskrieges und der zwölf Israelis, | |
die während der Olympischen Spiele 1972 in München ermordet wurden. | |
Laubblätter auf dem Boden verdeutlichen die Vergänglichkeit des Glücks. | |
Der Raum öffnet sich in Richtung der Medaillen, Urkunden, Zielfotos. In der | |
Ahnengalerie verdienter Funktionäre wird bald auch das Foto eines Deutschen | |
hängen: Gideon Osterer, 66, war 1977 als Basketballer bei der Makkabiade | |
aktiv, seit 2001 ist er Chef des Verbandes Makkabi Deutschland, dem 37 | |
Vereine mit 3.000 Mitgliedern angehören, die Religionen spielen kaum eine | |
Rolle, Juden spielen mit Christen und Muslimen zusammen. "Makkabi ist ein | |
wichtiges soziales Netzwerk", sagt Osterer. Ob er den Tag erleben wird, da | |
die Makkabiade ein unbeschwertes Sportfest sein wird? Er hebt seine | |
Schultern. | |
23 Jul 2009 | |
## AUTOREN | |
Ronny Blaschke | |
## TAGS | |
Makkabiade | |
Israel | |
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