# taz.de -- Ortsumgehung für Finkenwerder: Das Ende der Rüttelschäden | |
> Der Bau der Ortsumgehung für den Airbus-geschädigten Stadtteil | |
> Finkenwerder hat begonnen. Nach drei Jahrzehnten Planung soll es nun ganz | |
> schnell gehen. | |
Bild: So war es bisher: Für Flugzeugtransfers auf dem Airbus-Werk musste der N… | |
In drei Jahren soll sie fertig sein. Die Umgehungsstraße für Finkenwerder | |
wird seit Montagvormittag gebaut - nach rund drei Jahrzehnten Planung. Die | |
Freigabe für den Verkehr sei für den 31. Juli 2012 vorgesehen, sagt | |
Heribert Leutner, Chef der Realisierungsgesellschaft Hamburg (Rege) und | |
fügt hoffnungsvoll hinzu: "Dann wird das letzte Kapitel zur Verwirklichung | |
der Ortsumgehung Finkenwerder ein gutes Ende gefunden haben." | |
Am Montag morgen hatten Bagger und Radlader mit den Bauarbeiten für die 5,5 | |
Kilometer lange Trasse begonnen. Sie führt entlang der Alten Süderelbe und | |
des Spülfeldes Blumensand vom Neß-Hauptdeich zur Finkenwerder Straße. Ihr | |
Zweck soll es sein, den gesamten Verkehr zwischen dem Alten Land und der | |
Autobahn A 7 aufzunehmen und das einstige Fischerdorf Finkenwerder zu | |
entlasten. | |
Mehr als 24.000 Autos quälen sich an normalen Werktagen durch die engen | |
Straßen des lang gezogenen Stadtteils, der Großteil ist Berufsverkehr vom | |
und zum benachbarten Airbus-Werk. Als dort die Start- und Landebahn für den | |
Riesenflieger A 380 verlängert wurde, kamen mehrere tausend LKW-Fahrten pro | |
Tag hinzu. Die Folgen für die fast 12.000 Einwohner waren Lärm, schlechte | |
Luft, Dauerstau und Rüttelschäden an vielen Gebäuden an der Hauptstraße. | |
Die Konflikte um den Ausbau des Airbus-Werks hatten mit dazu beigetragen, | |
die Planungen für die Ortsumgehung zu komplizieren und zu verzögern. Denn | |
die Trasse musste durch den Rosengarten südlich um die Flugzeugwerft | |
herumgeführt werden. Da jahrelang niemand wusste, wo die Piste enden würde, | |
war der Straßenbau nachgeordnet. | |
Zudem benötigte die Stadt für die Trasse Flächen von Obstbauern aus | |
Neuenfelde und Francop - und die waren wegen der Bedrohung ihrer Höfe durch | |
den Airbusausbau, für den sie schon Äcker aufgeben sollten, zu weiteren | |
Verhandlungen nicht bereit. Deshalb konnten die konkreten Planungen für die | |
Ortsumgehung erst beginnen, als die Gerichtsverfahren zur Werkserweiterung | |
abgeschlossen waren. | |
Erst am 6. Februar 2008, in der letzten Bürgerschaftssitzung vor der | |
Neuwahl, hatte das Hamburger Parlament den Bau der Ortsumgehung mit den | |
Stimmen der damals noch allein regierenden CDU sowie der SPD beschlossen - | |
die oppositionelle GAL votierte dagegen. Drei Monate später, im | |
schwarz-grünen Koalitionsvertrag, akzeptierte sie den von der CDU | |
gewünschten Bau. | |
Doch erst Ende März dieses Jahres erklärte sich auch der letzte von 37 | |
betroffenen Obstbauern bereit, das Land, das für den Bau der Straße | |
benötigt wird, an die Stadt zu verkaufen. 12,7 Hektar wechselten für etwa | |
42 Millionen Euro in den Besitz der Stadt, zudem erhielten einige der | |
Bauern größere Ersatzflächen in der Nähe. Dafür zogen sie ihre Klagen vor | |
den Verwaltungsgerichten zurück. | |
Für den eigentlichen Bau der vierspurigen Ortsumgehung werden etwa 50 | |
Millionen Euro veranschlagt. Sie verläuft südlich der Naturschutzgebiete | |
Alte Süderelbe und Westerweiden sowie des Schlickhügels Blumensand, auf dem | |
belastete Elbsedimente gelagert werden. Mit dem hat die Stadt noch Großes | |
vor: Wenn er erstmal weitgehend entgiftet ist, soll der Hügel begrünt und | |
zu einem Naherholungsgebiet aufgewertet werden. | |
3 Aug 2009 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Stadtentwicklung Hamburg | |
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