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# taz.de -- Rechtsextremismus-Experte über NPD-Vize: "Das bringt Zulauf"
> Mit Initiativen wie dem "KDF-Museum" in Wolfsburg und dem
> "Nationalen"-Zentrum in Faßberg versucht NPD-Vize Rieger zu provozieren,
> meint der Rechtsextremismusexperte David Janzen.
Bild: Selbstbewusstes Auftreten: NPD-Vize Rieger.
taz: Herr Janzen, in Wolfsburg ein "KDF-Museum", in Faßberg ein Zentrum für
"Nationale": Riegers Aktivitäten scheinen Städte und Gemeinden zu
überraschen?
David Janzen: Die Idee, in der VW-Stadt ein "KDF-Museum" zu eröffnen, hat
die Stadtverwaltung wohl tatsächlich unvorbereitet getroffen. Erst
Journalisten machten den Gründungstermin und Ort für das vermeintliche
Museum öffentlich. Ob der Staatsschutz oder Verfassungsschutz aus
taktischen Überlegungen Informationen zurückhielten, oder die Behörden es
einfach auch nicht wussten, ist schwer einzuschätzen. In Niedersachsen
fällt auf, dass das Innenministerium die betroffenen Städte und Gemeinden
erst dann berät, wenn ein möglicher Kaufabschluss mit Rieger öffentlich
wird. In Faßberg hat die Gemeinde das Gerücht, Rieger wolle das Landhaus
Gerhus erwerben, allerdings ernst genommen. Sie sicherte sich das
Vorkaufsrecht.
Ins "Landhaus" zogen trotzdem Gesinnungsgenossen ein.
Rieger flankiert neuerdings die rechtlichen Auseinandersetzungen um die
Immobilien mit provokanten Aktionen. Das erhöht natürlich den
Handlungsdruck auf Verwaltungen und Behörden. In Wolfsburg fand bereits die
Vereinsgründung für das Museum und ein Konzert in den Räumen des ehemaligen
Möbelgeschäfts statt.
Vertraglich und rechtlich ist der Bezug der Räume in beiden Fällen noch
nicht entschieden.
Schon jetzt ist zu merken, dass die Besetzung des Hotels die Szene
aufputscht. Die "Kameradschaft 73 Celle" ist in Niedersachsen eine "der"
Kameradschaften. Nicht weit von Faßberg, in Eschede, richtet sie auf dem
Bauerhof eines NPD-Freundes Sonnenwendfeiern aus. Hier kamen schon
Jugendliche aus der Region vorbei, die lose Kontakte zu der Szene hatten.
Ein Scheitern der Projekte könnte der Anziehungskraft ein Ende bereiten.
Die räumlichen Möglichkeiten wären weg. Aber die Besetzungsaktion dürfte
die Kameradschaft gestärkt haben. Das Gefühl "Wir können", "Wir haben" wird
sich nachhaltig auswirken. Die werden noch selbstbewusster agieren. In der
Region haben Jugendliche diese Gruppe jetzt auch erleben können als eine,
"die was drauf hat", "die sich was traut". Auch das wird der Szene
Akzeptanz, wenn nicht Zulauf bringen.
5 Aug 2009
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
NPD
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