# taz.de -- Dienstwagen-Affäre: Steinmeier steht zu Schmidt | |
> Die Gesundheitsministerin beteuert, sie habe Urlaubsfahrten stets korrekt | |
> abgerechnet. SPD-Kanzlerkandidat Steinmeier stellt sich hinter sie, CDU | |
> und FDP fordern ihren Rücktritt. | |
Bild: Verteidigt ihr Fahrverhalten weiterhin: Gesundheitsministerin Ulla Schmid… | |
BERLIN taz/dpa | SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hat neue | |
Vorwürfe gegen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wegen der Nutzung | |
ihres Dienstwagens als "scheinheilig" zurückgewiesen. "Ganz offensichtlich | |
geht es Interessierten darum, ein parteipolitisches Süppchen zu kochen", | |
sagte er am Dienstag. | |
Schmidt habe bereits im August dem Haushaltsausschuss des Bundestags alle | |
Fakten offengelegt. "Es gibt keinen neuen Sachverhalt und keine neuen | |
Fakten", betonte der Außenminister. Schmidt sei aber bereit, dem Ausschuss | |
erneut Rede und Antwort zu stehen. Nach Steinmeiers Ansicht sollte weiter | |
geprüft werden, ob die geltenden Richtlinien für die Nutzung von | |
Dienstfahrzeugen gegebenenfalls präzisiert oder überarbeitet werden müssen. | |
Der Vorsitzende des Haushaltsausschusses des Bundestags, Otto Fricke (FDP), | |
verlangte am Dienstag, Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt solle alle | |
Dienstwagen-Fahrten während ihrer Spanien-Urlaube seit 2004 offenlegen. | |
Zuvor hatte eine kleine Anfrage der FDP an Schmidts Ressort ergeben, dass | |
die Ministerin auch 2004 bis 2008 ihren Dienstwagen im Urlaub genutzt | |
hatte. | |
Das Gesundheitsministerium erklärte in seiner Antwort auf die Anfrage, dies | |
sei wegen Sicherheitsanforderungen nötig gewesen. Auch habe die Limousine | |
dazu gedient, die Bürounterlagen zu transportieren und so den Kontakt zum | |
Ministerium zu halten. Anders als 2009 versteuerte Schmidt in den früheren | |
Jahren die Hin- und Rückreise des Wagens aber nicht privat. | |
Wenn ein Dienstwagen privat genutzt wird, gilt dies als geldwerter Vorteil | |
und muss versteuert werden. Dies sieht auch die entsprechende Richtlinie | |
der Bundesverwaltung für Regierungsmitglieder vor. Als Begründung für die | |
Abrechnung als privat veranlasste Fahrt gab das Ministerium an, dass | |
Schmidt in diesem Jahr ihrem Fahrer erlaubt habe, seinen Sohn mitzunehmen. | |
Der CDU-Haushaltspolitiker Georg Schirmbeck forderte den | |
SPD-Spitzenkandidaten Frank-Walter Steinmeier auf, Schmidt aus seinem | |
"Kompetenzteam" auszuschließen. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Patrick | |
Döring verlangte in der Bild-Zeitung: "Angesichts der fortgesetzten Tarn- | |
und Täuschungsmanöver von Frau Schmidt sollte die SPD sich grundsätzlich | |
überlegen, ob so eine Ministerin noch tragbar ist." | |
Die Bundesministerin verteidigte ihr Verhalten: "Wenn die ordnungsgemäße | |
Nutzung der Richtlinien für die Nutzung von Dienstkraftfahrzeugen und auch | |
die ordnungsgemäße Versteuerung nach den Einkommensteuerrichtlinien zu | |
solchen Diskussionen führt, dann muss der Haushaltsausschuss sich mit den | |
Richtlinien und mit den Einkommensteuerrichtlinien befassen." | |
Der Bund der Steuerzahler riet dazu, die zuletzt 2001 geänderte | |
Dienstwagen-Richtlinie zu überdenken. Aus Sicht des Verbands sollte das | |
Wirtschaftlichkeitsgebot für alle Fahrten gelten, auch private, urteilte | |
Geschäftsführer Reiner Holznagel: "Zwar hat Frau Schmidt den Dienstwagen | |
gemäß der Richtlinien genutzt, dennoch hat sie nicht wirtschaftlich | |
gehandelt." Dem Bundeshaushalt sei so Schaden entstanden. | |
19 Aug 2009 | |
## AUTOREN | |
Matthias Lohre | |
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Bundestag | |
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