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# taz.de -- Kommentar Rechtsextremer Bombenbauer: Der blinde Fleck
> Das Interesse an dem potenziellen rechtsextremen Bombenbauer aus
> Süddeutschland ist schnell abgeebbt. Bei einem Islamisten wäre das nicht
> so. Messen wir mit zweierlei Maß?
Bild: Der Fund in B.s Haus: Zündschnüre, elektrische Bauteile für Fernzünde…
Die Polizei nimmt einen potenziellen Bombenbauer fest, dessen Bastelei
wahrscheinlich viele Menschen hätte töten können. Schon zwei Tage nach der
Festnahme taucht das Thema kaum noch in den Medien auf. Was bei einem
Islamisten schwer vorstellbar wäre, bei einem Rechtsextremen passiert es:
Die Öffentlichkeit hat sich auf einen irren Einzeltäter geeinigt und
fertig. Das ist fatal, weil so ein blinder Fleck entsteht, wo sich
radikalisierte Jungmänner ungesehen bewegen können.
Der Fall Thomas B. ist eine gute Gelegenheit, überfällige Fragen zu
diskutieren. Zwischen Sicherheitsbehörden und Journalisten gibt es den
Konsens, dass eine "braune RAF" nicht existiert. Fraglich ist, ob das zu
allem entschlossene Neonazis weniger gefährlich macht. Schließlich sind
viele Terrorgruppen nicht streng hierarchisch wie eine Armee organisiert.
Nach dem geplanten Attentat auf das jüdische Gemeindezentrum in München im
November 2003 ist es jetzt das zweite Mal, dass rechtsextremer Terror nur
mit Glück verhindert wird. Weil ein Neonaziaussteiger von seinen ehemaligen
Kameraden zusammengeschlagen wurde, durchsuchte die Polizei damals
Wohnungen und stieß dabei auf Sprengstoff. Im derzeitigen Fall ermittelte
scheinbar vor allem die Freiburger Antifa und ließ die völlig überraschten
Behörden an ihren Erkenntnissen teilhaben. Hier müsste diskutiert werden,
ob Verfassungsschutz und Polizei ihre Prioritäten richtig setzen.
Und zu guter Letzt bleibt zu fragen, weshalb ein Großteil der
Öffentlichkeit angesichts islamistischer Terroristen eine ganze
Religionsgemeinschaft unter Generalverdacht stellt, bei einem
Rechtsextremen dagegen sofort den Einzeltäter erkennt. Viele weisen die
Fähigkeit zur Barbarei gern dem als fremd Empfundenen zu, sprechen die
deutsche Mehrheitsgesellschaft jedoch davon frei. Solange kaum jemand das
hinterfragt, wird es auch den blinden Fleck geben.
30 Aug 2009
## AUTOREN
Daniel Schulz
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