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# taz.de -- Rechtsextremismus: Neonazi kaufte Material für Bomben
> In Baden nahm die Polizei einen Neonazi fest, weil er gefährliche
> Chemikalien im großen Stil erworben hatte. Mit der richtigen Mischung
> hätte er TNT herstellen können.
Bild: Neben Chemikalien fand die Polizei auch Schusswaffen.
BERLIN taz | Gegen einen Neonazi aus dem baden-württembergischen Weil am
Rhein ist am Donnerstag Haftbefehl ergangen, weil er Material zum Bombenbau
gehortet hat. "Die Kollegen fanden verschiedenste Chemikalien, etliche
Laborgerätschaften und auch selbstgebaute Geräte", sagte ein
Polizeisprecher der taz. "Unsere Experten gehen davon aus, dass damit
funktionsfähige Sprengsätze hergestellt werden können."
Bei dem Mann handelt es sich um den Leiter des Lörracher Stützpunkts der
Jungen Nationaldemokraten (JN), der Jugendorganisation der rechtsextremen
NPD. Die Beamten hatten das Haus des 22-jährigen Thomas B. am Mittwoch nach
einer anonymen Anzeige durchsucht.
Er wurde am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt und sitzt nun in
Untersuchungshaft, schweigt aber zu den Vorwürfen. Nach Angaben der Polizei
besitzt B. auch eine Pistole. "Der Mann hat eine legale Schusswaffe", sagte
der Polizeisprecher. "Vermutlich hat er die nötige Zulassung erhalten, weil
er in einem Schützenverein ist." Zudem fand die Polizei bei ihm ein
Schweizer Sturmgewehr.
Nach Informationen der Badischen Zeitung soll B. seit Ende 2008 unter
anderem Chemikalien wie Kalkammonsalpeter, Wasserstoffperoxid,
Schwefelsäure, Nitromethan und Calciumkarbid bei verschiedenen
Versandfirmen in erheblichen Mengen gekauft haben. Aus den Substanzen
können laut Polizei zusammen mit weiteren frei verkäuflichen Stoffen wie
zum Beispiel Glycerin gefährliche Sprengmittel wie Trinitrotoluol (TNT)
oder Triacetat-Triperoxid (TATP) hergestellt werden. Auch die vor Gericht
stehende islamistische "Sauerlandgruppe" wollte mit Wasserstoffperoxid
Bomben bauen.
Vor dem Haftrichter machte Thomas B. keine Angaben zu Anschlagszielen.
Möglich wäre ein geplanter Angriff auf die sehr aktive Autonome Antifa
Freiburg, die durch ihre Recherchen schon mehrere lokale Neonazis enttarnt
oder sie der Lächerlichkeit preisgegeben hat.
Für Stephan Braun, SPD-Landtagsabgeordneter in Stuttgart und
Rechtsextremismusexperte, zeigt dieser Fall, "wie kurz der Weg zwischen
Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus ist". Es sei auch ein Beispiel
dafür, wie eng die NPD mit der Szene gewaltbereiter Rechtsextremer verwoben
sei.
Die Rechten halten mit einer Verschwörungstheorie dagegen: "Die
Umfrageergebnisse der NPD scheinen einige derart zu sorgen, dass jetzt
solche Durchsuchungen stattfinden", sagt JN-Bundeschef Michael Schäfer. Im
Übrigen sei er natürlich gegen Gewalt.
28 Aug 2009
## AUTOREN
A. Speit
D. Schulz
## TAGS
Sprengstoff
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