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# taz.de -- Achim Mentzel über die Einheit: "Ich bin eine Speckbulette - na un…
> Spott verdirbt dem Ost-Entertainer Achim Mentzel nicht die Laune. Nur mit
> dem Fernsehwessis vom MDR rechnet er zum Tag der deutschen Einheit ab.
Bild: Die Sänger Florian Silbereisen (l.) und Achim Mentzel als Gitti & Erika …
BERLIN taz | Zum Tag der deutschen Einheit hat Ost-Entertainer Achim
Mentzel mit westdeutschen Fernsehverantwortlichen abgerechnet. „Die hatten
uns nach der Wende abgehalfterte Wessis vorgesetzt“, sagt Mentzel imm
sonntaz-Interview. MDR-Intendant Udo Reiter habe ihn trotz der hohen Quoten
schlecht behandelt. „Nie gedankt, nie ein Händedruck, nie ein ‚Achim, haste
gut gemacht’. So sind sie.
Der MDR hatte Mentzels bereits in der DDR gestartete Sendung „Achims
Hitparade“ 2006 nach über anderthalb Jahrzehnten Dauer aus dem Programm
genommen.
Über sein Leben in der DDR berichtet Mentzel, er habe als Musiker keinen
Rock gespielt, sondern Schlager, um der Zensur zu entgehen. „Denn die
Rocker mussten alle ihre Texte vorlegen und dann wären alle Lieder so
geworden wie die im ‚Oktoberklub’. So grässliches Arschleckertum.“ Die
Schlager spielte er zusammen mit Nina Hagen: „Wir haben schnell gemerkt,
dass wir die gleiche Meise haben“.
Mentzel war 1973 aus der DDR nach Westberlin abgehauen. „Ich dachte, jetzt
komm ich und zeig denen da drüben mal, wo die Kuh fliegt.“ Trotzdem lief es
nicht. Er meldete sich sogar beim Arbeitsamt. „Der Beamte meinte ‚Gaukler
und Fallensteller haben wir genug’.“ Deshalb arbeitete Mentzel als
Schweißer. „Mann, habe ich viele Löcher in Auspuffe geschweißt. Bist du ein
Idiot, dachte ich.“ Später ging Mentzel in die DDR zurück. Er bekam eine
Bewährungsstrafe, durfte dann aber weiter spielen und wurde zum Ende der
DDR Fernsehmoderator. Die Laufbahn setzte er dann im MDR nahtlos fort.
Verulkt wurde Mentzel von vielen – zum Beispiel vom Satiriker Oliver
Kalkofe, der ihn eine „Mischung aus Tony Marshall und einem überfahrenen
Hamster“ nannte. Das sei für ihn die beste Werbung gewesen. „Ich hatte
unfassbares Glück, dass Kalki mich verarscht hat.“ Der Schöne habe er
ohnehin nie sein wollen. „Ich bin eine Speckbulette – na und?“.
Insgesamt sieht der 63 Jahre alte Mentzel sein Leben äußerst positiv.
"Jeden Morgen vor dem Spiegel denke ich: Alter, hast du ein Glück."
2 Oct 2009
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