| # taz.de -- Schily weist Cap-Anamur-Kritik zurück: "Seenotrettung ist ehrenwer… | |
| > Ex-Innenminister Schily will sich für den Ex-Chef von Cap Anamur | |
| > eingesetzt haben. Pro Asyl kritisiert unterdessen eine Kriminalisierung | |
| > von Seenotrettung. | |
| Bild: Italienische Behörden hatten 2004 die "Cap Anamur" festgehalten - Schily… | |
| BERLIN taz | Nach dem Freispruch für einen Kapitän und den Exchef der | |
| Hilfsorganisation Cap Anamur, Elias Bierdel, hat der ehemalige | |
| Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) Kritik von Bierdel zurückgewiesen. | |
| "Ich gratuliere Herrn Bierdel", sagte Schily zur taz, obwohl dessen | |
| "Vorgehensweise durchaus problematisch war." Soweit er sich erinnere, hätte | |
| Bierdel die Flüchtlinge nach Malta statt nach Italien bringen müssen. "Es | |
| war nicht seine Zuständigkeit zu entscheiden, welches Land aufnimmt." Es | |
| wäre auch möglich gewesen, die Flüchtlinge nach Nordafrika zurückzubringen, | |
| sagte Schily. | |
| Bierdel hatte dem Politiker gestern in der taz vorgeworfen, "mit höchst | |
| fragwürdigen Methoden in den Prozess hineinmanövriert" zu haben. Schily | |
| habe versucht, "Zweifel an der Lauterkeit" von Cap Anamur zu wecken, und | |
| "diskreditierende Falschmeldungen in die Welt gesetzt", so Bierdel. | |
| Schily sagte, er sei "nie der Auffassung gewesen, dass Bierdel | |
| strafrechtlich belangt werden müsste". Seenotrettung sei "ehrenwert", | |
| weshalb er sich auch dafür eingesetzt habe, "dass Herr Bierdel sein Boot | |
| wiederbekommt". Das Schiff war damals von den italienischen Behörden | |
| festgehalten worden. | |
| Man dürfe aber "kein Signal aussenden, das Menschen einen Anlass gibt, sich | |
| auf eine gefährliche Reise zu begeben", sagte Schily. Statt die Probleme | |
| Afrikas hier lösen zu wollen, müsse man "Hilfe vor Ort leisten, damit die | |
| Menschen nicht ihr Heil in Europa suchen", so Schily. | |
| Bierdel und ein Kapitän waren wegen "Beihilfe zur illegalen Einwanderung" | |
| angeklagt. 2004 hatten sie 37 afrikanische Flüchtlinge an Bord genommen, | |
| die Schiffbruch erlitten hatten. Italien verwehrte ihnen wochenlang die | |
| Einfahrt. Gestern sprach ein Gericht auf Sizilien sie frei. | |
| Pro Asyl, die Internationale Liga für Menschenrechte und viele andere | |
| Organisationen wiesen darauf hin, dass Flüchtlinge durch die Abschottung | |
| der EU-Grenzen unvermindert oft in Seenot geraten und ertrinken. Noch immer | |
| werde Seenotrettung in Italien und anderen Mittelmeerstaaten | |
| kriminalisiert. | |
| In einem ähnlichen Fall stehe ein tunesischer Fischer auf Sizilien vor | |
| Gericht, der vor zwei Jahren 44 Flüchtlinge vor dem Ertrinken gerettet | |
| hatte. Ihm drohen drei Jahre Haft und 440.000 Euro Geldstrafe. "Es darf | |
| keinen Prominenten-Bonus geben", sagte Bernd Mesovic von Pro Asyl. Dass | |
| humanitäre Hilfe keine Straftat sei, "ist das absolute zivilisatorische | |
| Minimum. Solche Prozesse haben das Ziel, Schiffsbesatzungen einzubläuen, | |
| besser wegzuschauen. | |
| 9 Oct 2009 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Jakob | |
| Christian Jakob | |
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| Seenotrettung | |
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