# taz.de -- Kommentar Thüringen: Ineinander verbissen | |
> Beim zentralen Punkt ihres Wahlprogramms, der Bildung, hätte die SPD in | |
> Thüringen mit Linken und Grünen weit mehr herausholen können. | |
Bild: Christine Lieberknecht (links, CDU) und Christoph Matschie (SPD) verstehe… | |
Nach der Entscheidung für eine Koalition mit der CDU in Thüringen hielten | |
sozialdemokratische Gegner von Schwarz-Rot ihrer Parteiführung bissige | |
Zitate aus Landtagsdebatten vor, mit denen sich Union und SPD gegenseitig | |
zuballerten - vom Wahlkampf ganz zu schweigen. Nun wollen die Gegner von | |
einst gemeinsam Thüringen regieren. | |
Das Überlaufen der Matschie-SPD zur Lieberknecht-CDU musste dabei auf | |
groteske Weise mit fehlendem Vertrauen zu längst bekannten Personen der | |
Linken und der Grünen begründet werden. Denn an inhaltlichen Differenzen | |
kann ein Linksbündnis nicht gescheitert sein. | |
Nach Einsicht in den Koalitionsvertrag fragt man sich vielmehr, welche | |
Ziele die Sozis mit Sozialisten und Grünen eigentlich nicht hätten | |
durchsetzen können. Der klassische Vorwurf einer unseriösen Finanzpolitik | |
der Linken ist mit der Koalitionsoption auf eine drastische Neuverschuldung | |
entkräftet. Beim zentralen Punkt ihres Wahlprogramms, der Bildung, hätte | |
die SPD mit Linken und Grünen weit mehr herausholen können. Der nun | |
möglichen Gemeinschaftsschule könnte es ebenso ergehen wie der bereits im | |
Schulgesetz verankerten Gesamtschule, von der keine Einzige eröffnet wurde. | |
Ähnliches gilt für die Gebiets- und Funktionalreform, für die die Linke | |
ebenfalls vehement eintrat. Knackpunkte bei der Kinderbetreuung und bei der | |
Polizeireform wären mit der Linken nicht auf 2010 verschoben worden, die | |
SPD hätte ihre Mindestlöhne bekommen. | |
Bei Studiengebühren oder in der Nachhaltigkeits- und Umweltpolitik konnte | |
die SPD dagegen Achtungserfolge erzielen. Sie war schließlich als | |
Königsmacher begehrt. Das wird sich schnell ändern, wenn auf Schwarz-Rot in | |
Thüringen Belastungen zukommen. Dann wird die SPD erpressbar - denn nichts | |
muss sie derzeit mehr fürchten als Neuwahlen. | |
22 Oct 2009 | |
## AUTOREN | |
Michael Bartsch | |
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