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# taz.de -- Brandanschläge auf Autos: "Man müsste reden"
> Der CDU-Innenpolitiker Peter Trapp fordert nicht nur mehr Polizei, um den
> Autozündlern beizukommen. Die Politik müsse der Szene ein
> Gesprächsangebot machen.
taz: Herr Trapp, am Wochenende haben wieder zehn Autos gebrannt. Zwei wegen
älterer Taten Angeklagte wurden während ihres Prozesses aus der Haft
entlassen. Wie ist die Stimmung bei der Polizei?
Peter Trapp: Natürlich haben die Fahnder Frust. In den beiden Fällen, die
zurzeit verhandelt werden, war die Polizei ganz nah dran und hat verdammt
gute Tatortarbeit gemacht. Sonst hätte es ja nicht für die beiden
Haftbefehle gereicht.
Die sind ja nun aufgehoben worden. So gut kann die Arbeit nicht gewesen
sein.
In unserer Gerichtsbarkeit ist der mündliche Prozess aussschlagebend. Wenn
es neue Erkenntnisse gibt, muss das berücksichtigt werden. In dem einen
Fall hat es ja zwischen dem schriftlichen und dem mündlichen Brandgutachten
erhebliche Differenzen gegeben.
Vielleicht hatten auch politische Motive zum Erlass der Haftbefehle
geführt?
Das müssen Sie Justizsenatorin von der Aue fragen, ob auf die
Staatsanwaltschaft politischer Druck ausgeübt worden ist, Haftbefehle zu
beantragen.
Auch die Polizei steht unter Druck.
Sehr zu unrecht, wie ich meine. Wer so viele Polizeistellen abbaut, wie der
rot-rote Senat, muss sich nicht wundern.
Glauben Sie, ein Mehr an Polizei könnte den Brandstiftern das Handwerk
legen?
Mit mehr speziell ausgebildeten und informierten Operativ-Kräften würde die
Chance steigen, Leute beweissicher festzunehmen.
Sind Sie da nicht ein bisschen blauäugig?
Früher wurde es auch als blauäugig empfunden, bei Demonstrationen
beweissichere Festnahmen zu verlangen. Da konnten Steine geschmissen
werden, ohne dass etwas passierte. Heute werden Steinewerfer in Folge von
Videodokumentation von Spezialkräften ganz gezielt aus der Menge geholt.
Anders als Demonstrationen kann man eine Stadt wie Berlin aber nicht
flächendeckend überwachen.
Natürlich nicht. Als Fahndungsgruppenleiter bei der Polizei, der ich mal
war, weiß ich aber, dass es noch andere Taktiken gibt. Um was es sich
handelt, werde ich hier nicht ausbreiten. Aber die Gefahr, erwischt zu
werden, könnte man wesentlich erhöhen.
Gibt es auch politische Mittel, den Zündlern beizukommen?
Politiker müssten den Leuten deutlicher als bisher sagen, dass
Brandstiftung kein Mittel ist, um politische Ziele durchzusetzen.
Das setzt voraus, dass die Leute mit Argumenten erreichbar sind und
politische Ziele haben.
Wer einen normalen Intelligenzquotienten hat, müsste sich irgendwann mal
fragen: Was hat es gebracht, dass ich soviele Autos abgefackelt habe? Sind
dadurch die entsprechenden Wohnquartiere nicht renoviert worden? Sind
dadurch die Leute mit Geld wieder weggezogen?
Glauben Sie wirklich, eine politische Offensive könnte etwas verändern?
Ich glaube schon. Man müsste ein Gesprächsangebot machen. Miteinander reden
und versuchen, die Probleme im Kiez mit friedlichen Mitteln zu lösen.
Wer sollte den ersten Schritt tun?
Der Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg zum Beispiel. Oder
die Senatorin für Stadtentwicklung.
Wer wären die Ansprechpartner?
Leute von den Bürgerinitiativen, zum Beispiel "Mediaspree versenken".
Dann brennen weniger Autos?
Wenn ich nichts versuche, kann ich die Frage nicht beantworten. Die
Situtation im besetzen Bethanien ist doch auch durch Gespräche und Verträge
befriedet worden.
27 Oct 2009
## AUTOREN
Plutonia Plarre
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