# taz.de -- Kommentar EU-Führungsposten: Besser als Blair | |
> Die Staatschefs der EU-Mitgliedsstaaten wollen in Brüssel einen im | |
> Hintergrund arbeitenden Strippenzieher. Damit ist wenigsten Blairs Umzug | |
> in die EU-Hauptstadt verhindert worden. | |
Bild: Viele Gegner, aber auch viele Anhänger: der linke Labour-Politiker Jerem… | |
Bei der Suche nach Kandidaten für die beiden ranghöchsten Posten in der | |
Europäischen Union hätte man sehr unterschiedliche Maßstäbe anlegen können. | |
Es wäre denkbar gewesen, international bekannte Persönlichkeiten wie die | |
ehemalige UN-Hochkommissarin Mary Robinson zu wählen, um Europa in der Welt | |
erkennbarer zu machen. Man hätte sich auch für Politikerinnen entscheiden | |
können, die über viel Routine im europäischen Geschäft verfügen wie die | |
ehemalige österreichische Außenministerin Ursula Plassnik. | |
Doch man wählte einen flämisch sprechenden Christdemokraten, der sogar in | |
seiner Heimat Belgien blass blieb, und die ehemalige Leiterin des | |
Gesundheitsamts von Hertfordshire. Das klingt abwegig, und das ist es auch. | |
Der belgische Ministerpräsident Herman Van Rompuy hat es in zehn Monaten | |
Amtszeit nicht geschafft, die zerstrittenen Landesteile Flandern und | |
Wallonie einer substanziellen Einigung näherzubringen. Catherine Ashton | |
arbeitet erst seit einem Jahr als Handelskommissarin in Brüssel und ist | |
dort kaum aufgefallen. | |
Für Ashton als Außenministerin spricht, wie die europäischen Sozialisten | |
betonen, dass sie aus ihren Reihen stammt und weiblich ist. Weiblich sind | |
ein Dutzend besser geeignete Kandidatinnen auch. Und links ist die | |
Labourpartei schon lange nicht mehr. Warum die Sozialisten Expremier Blair | |
und Außenminister Miliband ablehnten, nun aber Ashton jubelnd auf den | |
Schild hoben, bleibt ihr Geheimnis. | |
Die Regierungschefs hingegen zeigen mit der Wahl Van Rompuys immerhin | |
eines: Sie wollen keinen charismatischen Kopf, der das Bild Europas prägt. | |
Sie wollen einen im Hintergrund operierenden Strippenzieher, der dafür | |
sorgt, dass schwierige Verhandlungen halbwegs glatt über die Bühne gehen. | |
Dadurch ist Europa wenigsten der abgehalfterte Irakkrieger Tony Blair | |
erspart geblieben. | |
21 Nov 2009 | |
## AUTOREN | |
Daniela Weingärtner | |
## TAGS | |
Labour Party | |
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