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# taz.de -- Schwulenfeindlicher Reggae-Sänger: Sizzla blieb draußen
> Nach massiven Protesten wurde der Auftritt des jamaikanischen
> Reggae-Sängers Sizzla im Kesselhaus abgesagt. Auch das Huxleys wollte ihn
> nicht auftreten lassen.
Bild: Sollte nicht sein: Berlin & Sizzla.
Berlin ist kein gutes Pflaster für schwulenfeindlichen Reaggae. Das bekam
am Donnerstag der aus Jamaika stammende Dancehall-Künstler Sizzla zu
spüren. Weder das Kesselhaus, wo der Auftritt ursprünglich geplant war,
noch das Huxleys wollten den für seine homophoben Texte bekannten Sänger
auf ihrer Bühne spielen lassen.
Nach massiven Protesten gegen den Auftritt von Sizzla hatte das Kesselhaus
wenige Stunden vor Konzertbeginn den Rückzug angetreten. "Wir hatten die
Idee zu einem Projekt gegen Homophobie direkt auf Jamaika", sagte Sören
Birke, Geschäftsführer des Kesselhauses. Sizzla sollte sich dazu
verpflichten, eine Akzeptanzkampagne zu finanzieren und sich in einer
Online-Videobotschaft von Homophobie distanzieren. "Er hat uns auf dem Weg
nach Berlin telefonisch mitgeteilt, dass er dazu nicht bereit ist", so
Birke. Er hätte damit die Gesetze seines Landes gebrochen. "Für uns ein
klares Zeichen, dass er für uns nicht tragbar ist", erklärte Birke
gegenüber taz.de. Das Konzert wurde abgesagt.
Doch das Management des Künstlers gab nicht auf und beauftragte die Agentur
Trinity Concerts, eine Ausweislocation für ein Geheimkonzert zu finden.
"Der Name des Künstlers wurde dabei nicht aufgeführt", so ein Sprecher.
Erst später habe man erfahren, dass es sich um Sizzla handelt. Zwar sei ein
Vertrag zustande gekommen, zwei Stunden nach Bekanntwerden, wer auftreten
sollte, sagte aber auch das Huxleys den Auftritt ab. "Der Betreiber des
Huxleys stellt dem Künstler die Räumlichkeiten nicht zur Verfügung und
distanziert sich ausdrücklich vom Inhalt dieser Veranstaltung", so die
Begründung.
Der Schwulen- und Lesbenverband (LSVD) begrüßte am Donnerstag Abend die
Konzertabsage. "Die Entscheidung ist nur folgerichtig. Das Kesselhaus,
sowie das Huxleys haben Zivilcourage bewiesen", sagte LSVD-Geschäftsführer
Klaus Jetz der taz. Ausdrücklich dankte er den Betreibern des Kesselhauses
für die von ihnen erdachte Kampagne. "Wir hätten uns gewünscht, dass Sizzla
als Meinungsmacher in seinem Land, eine solche Kampagne unterstützt. Er
hätte etwas bewegen können", so Jetz. Dass er sich weigerte, sei schade für
die Idee, die geboren wurde. "Das zeigt aber auch, dass es massiven
Handlungsbedarf in Jamaika gibt, dass man auf die Politik einwirken muss",
sagte Jetz.
Unter dem Motto "Smash Homophobia" hatten sich am Donnerstag Abend einige
Hundert Menschen zur Protestdemo zusammegefunden. Sie zogen vom S-Bahnhof
Schönhauser Allee bis zum U-Bahnhof Eberswalder Straße. Unterstützt wurden
sie vom Lesben- und Schwulenverband, den Grünen, der Linkspartei und
einigen anderen Verbänden.
Schon im Vorfeld des Auftrittes hatte es heftigen Widerstand gegeben.
Volker Beck, parlamentarischer Geschäftsführer der Grünen, brachte das
Thema am Mittwoch gar in den Bundestag ein. Im vergangenen Jahr wurde
Sizzla bereits die Einreise in den Schengenraum verwehrt. Jetzt hatte
Frankreich dem "Hasssänger", so Beck, ein Visum ausgestellt. In den
kommenden Tagen sind noch Auftritte in Wuppertal, München und Stuttgart
geplant. Auch dort haben lokale Gruppen Protest angemeldet.
26 Nov 2009
## AUTOREN
Paul Wrusch
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