# taz.de -- Platzeck verteidigt Rot-Rot: Statt Stasi-Krise nur Fehler | |
> Nach Stasi-Enthüllungen verteidigt SPD-Ministerpräsident Platzeck die | |
> rot-rote Koalition. Er räumt aber Fehlverhalten der Linke-Abgeordneten | |
> ein. | |
Bild: Warnt vor "rückwärtsgewandter Konfrontation": Matthias Platzeeck. | |
Es war die erste Sondersitzung des Brandenburger Landtages seit 2002. Doch | |
die krachende Abrechnung mit der rot-roten Koalition, die wegen zwei | |
IM-Fällen in der Linksfraktion unter Druck steht, fand am Freitag im | |
Potsdamer Landtag eher nicht statt. Es gab zwar scharfe Töne, doch war es, | |
angesichts des medialen Stasi-Hypes, eine erstaunlich sachliche Debatte. | |
Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) warnte in seiner | |
Regierungserklärung vor einer "vereinfachenden, bloß rückwärtsgewandten | |
Konfrontation". | |
Er betonte, dass SED-Opfer in Brandenburg nicht vergessen werden, und | |
wandte sich gleichzeitig gegen eine "denunziatorische Art der Diskussion". | |
Damit spielte Platzeck auf den Linkspartei-Abgeordneten Michael Egidius | |
Luthardt an, der in einigen Zeitungen voreilig als neuer Stasi-Fall | |
präsentiert worden war. Platzeck räumte auch Versäumnisse der SPD in | |
Brandenburg ein. Dass es in Potsdam nur 1991 eine systematische | |
Stasiüberprüfung des Landtags gab, sei ein Fehler gewesen, der sich räche. | |
Selbstkritisch fügte er hinzu, bei der Vergangenheitsbewältigung der | |
Linksfraktion "zu optimistisch gewesen zu sein". Allerdings gebe es keine | |
Regierungskrise, sondern nur das Fehlverhalten von zwei | |
Linksparlamentariern. Einer, Gerd-Rüdiger Hoffmann, ist am Freitag aus der | |
Linksfraktion ausgetreten. | |
Platzeck würzte seine Verteidigung der Koalition mit Attacken auf die CDU, | |
deren Geschichtsbewältigung als Blockflöte in Brandenburg äußerst | |
bescheiden ausfällt. Die CDU arbeite ja selbst, wo es ihr machtpolitisch | |
nütze, problemlos mit der Linkspartei zusammen, sagte Platzeck. Der | |
SPD-Mann nahm die Grünen von seiner Kritik an der Opposition aus, weil | |
diese die Stasi-Vorwürfe gegen Luthardt und die Linksparteipolitikerin | |
Gerlinde Stobrawa differenziert reagiert hätten. | |
Oppositionsführerin Johanna Wanka (CDU) kritisierte, die Regierung führe | |
sich wie eine Selbsthilfegruppe für Stasi-Leute auf, während von den Opfer | |
kaum die Rede sei. Interessant war, dass weder Wanka noch FDP-Chef | |
Hans-Peter Goetz Neuwahlen forderten. Laut einer Infratest Umfrage halten | |
58 Prozent der Brandenburger Rot-Rot derzeit für die beste Koalition. | |
Als Meinungsführer der Opposition präsentierte sich mit einer geschliffenen | |
Rede der Bündnisgrüne Axel Vogel. Vogel kritisierte Platzeck scharf für | |
seine defensives Verhalten in der IM-Affäre und legte präzise und | |
differenziert dar, dass wesentliche Fehler in den 90er Jahre gemacht | |
wurden, als man in Brandenburg auf einen Stasi-Beauftragten verzichtete. | |
Neuwahlen lehnte Vogel scharf ab. Nichts wäre angesichts von Problemen wie | |
Haushaltloch und Finanzkrise überflüssiger als ein Stasi-Wahlkampf. | |
4 Dec 2009 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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