# taz.de -- Weiterer Anschlag in Afghanistan: "2.500 Soldaten sind nicht realis… | |
> Nach dem Attentat in der Provinz Nangarhar hält Verteidigungsminister | |
> Guttenberg eine Aufstockung der deutschen Truppen für nicht durchführbar | |
> und sucht das Gespräch mit Bischöfin Käßmann. | |
Bild: Nach der Kritik von Bischöfin Käßmann: Verteidigungsminister Guttenber… | |
KABUL/LEIPZIG/FRANKFURT apd/rtr/epd/taz | Bei einem Anschlag im Osten | |
Afghanistans sind am Mittwoch mindestens zwei Kinder getötet und zahlreiche | |
Personen verletzt worden, darunter neun Isaf-Soldaten. Das Attentat in der | |
Provinz Nangarhar sei mit einen am Straßenrand deponierten Sprengsatz | |
verübt worden, teilten Provinzregierung und die Nato-geführte Isaf mit. | |
Weitere Zivilisten und vier afghanische Polizisten hätten Verletzungen | |
erlitten. | |
Der Leiter des Krankenhauses in der Provinzhauptstadt Dschalalabad sprach | |
von drei Toten und 29 Verletzten. Die Nationalität der verletzten | |
Isaf-Soldaten war zunächst nicht bekannt. Bei den meisten in der Region | |
stationierten ausländischen Soldaten handelt es sich um Amerikaner. | |
Unabhängig vom jüngsten Anschlag kündigte Verteidigungsminister | |
Karl-Theodor zu Guttenberg in der "Leipziger Volkszeitung" ein neues | |
Konzept der Bundesregierung über die Zahl der zukünftig eingesetzten | |
Bundeswehrsoldaten am Hindukusch an, dass bei der internationalen | |
Afghanistan-Konferenz in London Ende Januar präsentiert werden soll. | |
"Die Bundesregierung wird für die internationale Afghanistan-Konferenz Ende | |
Januar in London eigene Vorschläge unterbreiten. Diese werden nicht | |
lediglich Vorschläge zur zukünftigen Truppenstärke beinhalten", wurde der | |
CSU-Politiker weiter zitiert. "Unser Grundsatz lautet: Eine sichere Zukunft | |
für Afghanistan ist nicht allein militärisch zu gewinnen." | |
Entscheidend werde die Konzentration auf zivile Maßnahmen sein, damit | |
Afghanistan einer selbstbestimmten Zukunft in Sicherheit entgegensehen | |
könne. "Entscheidungen sind noch nicht getroffen", versicherte zu | |
Guttenberg. Er stellte dem Blatt zufolge allerdings klar: "Die immer mal | |
wieder genannte Zahl von 2.500 zusätzlichen Soldaten ist nicht | |
realistisch." | |
Nach dem Wirbel über die Kritik am Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan von | |
Bischöfin Margot Käßmann wird sich der Verteidigungsminister mit ihr am 11. | |
Januar treffen. Käßmann wolle mit dem CSU-Politiker über die | |
friedensethische Position der evangelischen Kirche und die deutsche | |
Afghanistanpolitik sprechen. | |
Guttenberg erklärte der Leipziger Volkszeitung, er habe die Bischöfin zu | |
einem Gespräch über ihre Kritik an der Afghanistan-Politik eingeladen. "Ich | |
will zunächst einmal selbst von der Bischöfin im Zusammenhang hören, wie | |
sie zu dieser Einschätzung gekommen ist", sagte er. | |
In ihrer Neujahrspredigt in der Dresdner Frauenkirche hatte Käßmann gesagt, | |
in Afghanistan schafften Waffen "offensichtlich auch keinen Frieden". Dies | |
war als Forderung nach einem schnellen Abzug der Bundeswehr verstanden | |
worden. Bei Regierung und Opposition gab es zum Teil scharfen Widerspruch. | |
Käßmann erklärte daraufhin, sie habe nie den sofortigen Abzug der deutschen | |
Soldaten aus Afghanistan verlangt. | |
Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz, | |
begrüßte die Klarstellung. "Ich bin froh, dass sie jetzt diese Position | |
bezieht, die wesentlich mehr dem entspricht, was, sagen wir mal, auch die | |
Mehrheit des Deutschen Bundestags für richtig hält", sagte der | |
CDU-Politiker. Käßmann hatte erläutert, dass es ihr um einen erkennbaren | |
Plan für den Abzug deutscher Soldaten gehe. | |
6 Jan 2010 | |
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