# taz.de -- Kommentar Afghanistan-Konferenz: Der Gipfel des Scheiterns | |
> Die Afghanistan-Konferenz war eine Veranstaltung mit besonders | |
> fragwürdigem Wert und ohne wirklich neue Ansätze. Selbst der mediale | |
> Rummel zum Thema blieb aus. | |
Es ist nicht die erste internationale Konferenz, an deren Sinn mehr als | |
leise Zweifel erlaubt sind. Und doch war das Londoner Treffen zu | |
Afghanistan eine Veranstaltung von besonders fragwürdigem Wert. Denn ihrer | |
vorgeblichen Aufgabe, eine neue Strategie der Nato-Truppen für Afghanistan | |
zu entwickeln, konnte sie unmöglich nachkommen - diese neue Strategie gibt | |
es nämlich längst. | |
Barack Obama hat sie schon Anfang Dezember vorgestellt: Mehr Truppen | |
gehören dazu, aber eben auch der Einkauf zusätzlicher Warlords - und | |
selbstverständlich auch der Ausbau von Hilfsprojekten, um die Akzeptanz des | |
US-Militärs vor Ort zu erhöhen. | |
Forderungen an die afghanische Regierung sind ebenfalls keine neue Idee. | |
Allerdings waren diese nie so unglaubwürdig wie jetzt. Denn Forderungen | |
sind nur dann Forderungen, wenn ihre Nichterfüllung Konsequenzen nach sich | |
zieht. Die Nato aber ist von Karsai mindestens ebenso abhängig wie Karsai | |
von der Nato. Es ist undenkbar, dass Karsai fallen gelassen wird, weil er | |
eine der Zielvorgaben nicht erfüllt. Das Bündnis braucht für einen | |
gesichtswahrenden Abzug eine einigermaßen intakte Regierung. Dass selbst | |
ein Wahlfälscher für die Rolle gut genug ist, zeigt, wie verzweifelt die | |
Nato ist. | |
Bleibt nur der angenehme Nebeneffekt, den internationale Konferenzen - sei | |
es zur Finanzkrise, zum Klimawandel oder zum Erdbeben in Haiti - in der | |
Regel haben: das Wecken medialer Aufmerksamkeit. Doch nicht einmal diese | |
Funktion erfüllte die Londoner Konferenz. Und sie sollte das auch gar | |
nicht. Im Gegenteil: Angela Merkel hatte die Konferenz, kurz nach den | |
Luftangriffen von Kundus Anfang September, gerade angeregt, um die | |
Diskussion über das innenpolitisch unbequeme Thema Afghanistan möglichst | |
elegant zu beenden. Die Konferenz sollte den gescheiterten | |
Afghanistan-Einsatz von der Agenda holen - und dabei auch noch als Moment | |
des Aufbruchs verkauft werden. | |
28 Jan 2010 | |
## AUTOREN | |
Eric Chauvistré | |
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