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# taz.de -- US-Ökonom kritisiert Sarkozy: "Kein Raum für feste Wechselkurse"
> Banken, die das ganze System gefährden, müssen in mehrere kleinere
> Einheiten zerlegt werden, meint der US-Ökonom Nouriel Roubini.
Bild: Wenn Banken zu groß sind und die Weltwirtschaft bedrohen, müssen sie ze…
taz: Herr Roubini, der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat beim
Weltwirtschaftsforum in Davos vorgeschlagen, die Währungspolitik
international zu koordinieren. Was halten Sie von der Idee eines neuen
Bretton-Woods-Abkommens?
Nouriel Roubini: Das Bretton-Woods-Abkommen der festen Wechselkurse
zwischen den Weltwährungen hat vom Zweiten Weltkrieg bis 1971 gehalten.
Dann ist es zerbrochen. Seitdem bilden sich die Kurse am Markt, sie
schwanken. Und die Nationalbanken und Regierungen versuchen mit
unterschiedlichem Erfolg Einfluss zu nehmen. Europa hat zudem den Euro. Die
wichtigsten Wirtschaftsmächte sind mit dieser Situation zufrieden.
Sarkozy offenbar nicht. Er beklagt einen Mangel an verbindlichen
Absprachen.
Hätte es in der Finanzkrise seit 2007 keine internationale Zusammenarbeit
gegeben, wären wir nicht mit einem blauen Auge davongekommen. Denken Sie
nur an die schnelle gemeinsame Reaktion der wichtigsten Wirtschaftsmächte,
der G-20-Gruppe. Das ist ein neues Phänomen. Und auch weiterhin stehen die
Nationalbanken und Regierungen im Dialog. Mehr ist nicht drin. Denn die
unterschiedlichen Wechselkurse und Zinssätze, die die Notenbanken anpeilen,
beruhen auch immer auf ihren nationalen Interessen. Die US-Notenbank Fed
glaubt, dass der schwache Dollar und ihre Null-Zins-Politik gut für die
US-Ökonomie seien. Deshalb halte ich die Forderung nach einer besseren
Koordination der Währungspolitik für unrealistisch. Und sie steht auch
nicht auf der politischen Agenda.
Investoren ziehen hunderte Milliarden Dollar aus dem Niedrig-Zins-Land USA
ab und transferieren sie ins Hochzinsland China. Dieser "Carry Trade" lässt
die Immobilienpreise steigen und birgt die Gefahr einer neuen
Spekulationsblase. Feste Wechselkurse würden helfen, oder?
Nein, durch feste Wechselkurse lassen sich die völlig unterschiedlichen
Wirtschaftsentwicklungen in den einzelnen Staaten nicht mehr abbilden. Das
würde die Weltwirtschaft eher destabilisieren als stabilisieren. Wenn
andere Länder der US-Politik des billigen Geldes etwas entgegensetzen und
dem Carry Trade die Grundlage entziehen wollen, steht es ihnen frei zu
reagieren. Sie können beispielsweise den Zustrom von ausländischem Kapital
begrenzen. Brasilien hat zu diesem Zweck eine Steuer auf Kapitalimporte
eingeführt. Kapitalverkehrskontrollen sind ein gutes Mittel gegen zu starke
Devisenimporte. Daneben sehe ich keinen Raum für fixe oder halbfixe
Wechselkurse.
US-Präsident Obama hat angekündigt, den Banken bestimmte risikoreiche
Geschäftsmodelle zu verbieten und ihre Größe zu beschränken. Wie beurteilen
Sie diesen Plan?
Das Vorhaben geht in die richtige Richtung. Ich plädiere allerdings dafür,
noch radikaler vorzugehen. Man muss Banken, die das ganze System gefährden,
in mehrere kleinere Institute zerlegen. Nur diese Maßnahme würde dazu
führen, dass die Staaten und Bürger bei künftigen Krisen nicht noch einmal
hunderte Milliarden für die Rettung der Institute ausgeben müssen.
30 Jan 2010
## AUTOREN
Hannes Koch
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