# taz.de -- Integrationsdebatte: Regierung besetzt Islamkonferenz neu | |
> Das nächste Treffen der Islamkonferenz findet im Mai statt. Doch | |
> möglicherweise werden dann der Islamrat und Prominente wie die Juristin | |
> Seyran Ates nicht dabei sein. | |
Bild: Da waren noch alle an Bord: Islamkonferenz 2009. | |
BERLIN taz | Dass die Deutsche Islamkonferenz (DIK) weitergeführt wird, war | |
nach der letzten Legislaturperiode klar. Unklar ist aber momentan, in | |
welcher Form das nächste Treffen im Mai stattfinden soll. "Berlin streicht | |
diese drei Namen", hieß es gestern auf der Titelseite der türkischen | |
Tageszeitung Hürriyet. Die drei Ausgeladenen seien die Juristin Seyran | |
Ates, die Soziologin Necla Kelek und Ali Kizilkaya, Vorsitzender des | |
Islamrats. Der zeigte sich überrascht und erfuhr erst gestern von der taz, | |
dass er nicht mehr mitmachen soll. Kizilkaya räumte aber auch ein, dass | |
sein Verband seit Antritt der schwarz-gelben Regierung nichts mehr vom | |
Innenministerium gehört habe und enttäuscht sei. | |
Eine Sprecherin des Innenministeriums konnte die von der Hürriyet gemeldete | |
Nachricht ebenfalls nicht bestätigen. Jedoch seien strukturelle Änderungen | |
bei der Konferenz geplant. Über personelle Wechsel wollte man keine Angaben | |
machen. Aus Regierungskreisen ist aber zu vernehmen, sollte es einen | |
Austausch geben, wird dieser sehr umfassend sein - sich also nicht auf | |
Kelek, Ates und Kizilkaya beschränken. | |
Einige Teilnehmer haben vom Innenministerium gestern einen Brief bekommen, | |
in dem sie zu Gesprächen im März eingeladen wurden. Ein Teilnehmer, der | |
namentlich nicht genannt werden möchte, findet das auch "sinnvoll": Das | |
Feld der Debatte sei abgesteckt - jetzt müsse es darum gehen, konkrete | |
Sachfragen zu lösen. Eine andere Teilnehmerin, die ebenfalls anonym bleiben | |
will, findet die Entwicklung bedenklich: "Der Staat kümmert sich bei dem | |
Dialog um die Fundamentalisten. Kritische Muslime werden aussortiert." | |
Die Islamkonferenz war 2006 vom damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble | |
(CDU) einberufen worden, um den Dialog zwischen Muslimen und Staat zu | |
institutionalisieren. Am Plenum der Konferenz nahmen je 15 Vertreter des | |
deutschen Staates und der muslimischen Seite teil - neben Repräsentanten | |
islamischer Verbände auch nichtorganisierte Einzelpersonen. Bei der letzten | |
Sitzung der schwarz-roten Koalition konnten sich die Vertreter der Muslime | |
weder über ihre Rolle für die Integration noch über die Offenlegung der | |
Finanzen der Verbände verständigen. | |
Necla Kelek hatte die Konferenz kürzlich für gescheitert erklärt. Die | |
"quälenden Gespräche" der vergangenen Islamkonferenzen hätten gezeigt, dass | |
mit dem "organisierten Islam keine Integration gelingen" werde. | |
3 Feb 2010 | |
## AUTOREN | |
Cigdem Akyol | |
Cigdem Akyol | |
## TAGS | |
Muslime in Deutschland | |
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