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# taz.de -- Ehrenmorde: "Das Problem besteht noch genauso"
> Durch den Tod Hatun Sürücüs entspann sich eine breite gesellschaftliche
> Debatte über "Ehrenmorde". Das Schlaglicht hilft den betroffenen Frauen,
> meint Sabine Wagenfeld, aber die Hilfe greife zu kurz.
Bild: Gedenken an Hatun Sürücü 2013 in Berlin.
taz: Frau Wagenfeld, was hat sich nach dem Mord an Hatun Sürücü für Frauen
in ähnlichen Lagen geändert?
Sabine Wagenfeld: Vor allem gab es eine Sensibilisierung der Betroffenen.
Auf der einen Seite war natürlich die Angst der jungen Migrantinnen: Das
könnte mir auch passieren. Auf der anderen Seite wurden durch die damaligen
Diskussionen die Möglichkeiten der Hilfe betroffenen Frauen näher gebracht.
Und auch die Umwelt ist sensibilisiert, offensichtlich misshandelte Frauen
werden öfter von Bürgern angesprochen und auf Hilfsangebote aufmerksam
gemacht. Das Hilfesystem wurde seitdem verstärkt in Anspruch genommen.
Und auch ausgebaut?
Die Menschenrechtsarbeit für Frauen und die Anti-Gewalt-Arbeit sind seitdem
weit stärker vernetzt - in der türkischen Community gibt es starke
Bemühungen, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Die Stadtteilmütter
haben sich als qualifizierte Ansprechpartnerinnen etabliert, der Verein
Hatun&Can, der zu Ehren der Getöteten gegründet wurde, bietet ehrenamtlich
unbürokratische und schnelle Hilfe. Mehrsprachigkeit wird immer öfter
angeboten im Frauenhilfesystem.
Somit ist also das Problem gelöst?
Zwangsheiraten und Gewalt gegen Frauen, die sich der Oberherrschaft des
Patriarchats nicht beugen, gibt es noch genauso, das Problem wird nur
besser beleuchtet. Es gibt zwar einen Fokus auf die Opfer von
Zwangsheiraten, aber diese Hilfe greift zu kurz. Unser Etat ist seit Jahren
mehr oder weniger eingefroren. Und die Jugend- und Familienhilfe werden
beständig gekürzt, dabei sind das doch mit die einzigen Zugänge in
problematische Familien. An die betroffenen Frauen heranzukommen, ist meist
sehr schwer.
Was bleibt zu tun?
Vor allem sollte der Status der Betroffenen beachtet werden. Gewalt gegen
Frauen und Kinder kommt ja auch in deutschen Familien vor. Was die
Situation für Migrantinnen dramatischer macht, ist ihr ungesicherter
Aufenthaltsstatus. Dadurch wird die Abnabelung weit schwieriger.
6 Feb 2010
## AUTOREN
Martin Schwarzbeck
## TAGS
Tötungsdelikte
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