# taz.de -- Lohndumping: Schlecker sperrt aus | |
> Die Eröffnung des zweiten "XL"-Schleckers in Bremen fiel wegen Protesten | |
> flach. Verkäuferinnen, die eine Betriebsratswahl organisieren wollten, | |
> wurden entlassen. | |
Bild: Der ausgesperrte Flashmob vorm Schwachhausener XL-Schlecker. | |
Gratis-Sekt hatte es geben sollen, für die neuen Kunden und | |
Eröffnungsangebote. Für Freitag war die Eröffnung des zweiten so genannten | |
"XL"-Schleckers in Bremen geplant. Nach der Gröpelinger Heerstraße wollte | |
der Drogerie-Riese auch in der Wätjenstraße eine Filiale seines neuen | |
Markttyps einweihen. | |
Doch Schleckers "XL"-Märkte stehen im Verdacht, nichts weiter als ein | |
Etikettenschwindel zu sein, um mit Hilfe einer eigens gegründeten | |
Zeitarbeitsfirma die Tariflöhne auszuhebeln. | |
Sozialpolitische Initiativen kündigten deshalb wie schon im September und | |
November an, dass es "keine Eröffnungsparty ohne lautstarken Protest" geben | |
werde. Auf Schlecker blieb dies nicht ohne Wirkung: Aus Angst vor den | |
Protestlern schloss der Marktleiter am Mittag die Türen, eine Gruppe | |
Polizisten bewachte seitdem den Eingang. Angeblich habe ein Stromausfall | |
die Schließung nötig gemacht. Doch Ver.di erfuhr, dass bei einer ähnlichen | |
Aktion, die am Freitag in Süddeutschland stattfand, Schlecker schloss - und | |
dies ebenfalls mit "Stromausfall" begründete. | |
So sprachen Gewerkschafter, Aktivisten des sozialpolitischen | |
"Mayday"-Bündnisses, von der Entlassung bedrohte Arbeiter des | |
Gesamthafenbetriebsvereins und die Linke-Abgeordnete Inga Nitz auf den | |
Treppen vor dem neuen Schlecker. | |
Sie alle warfen dem Unternehmen Lohndumping vor. Im Kern ging es darum, | |
dass die neuen "XL"-Märkte dazu dienen sollen, deutschlandweit 4.000 | |
Beschäftigte zu entlassen, um sie gleich danach bei der Schlecker-eigenen | |
"Beschäftigungsgesellschaft" Meniar wieder einzustellen - bei Lohneinbußen | |
von bis zu 50 Prozent. | |
Dabei berichteten Aktivisten, dass in den letzten Monaten drei | |
Verkäuferinnen, die in einem der beiden Bremer Verkaufsbezirke eine | |
Betriebsratswahl organisieren wollten, vom Eigentümer Anton Schlecker | |
höchstpersönlich aufgesucht worden seien. Weil sie angeblich Ware nicht | |
rechtzeitig geordert hätten, sei ihnen gekündigt worden. | |
5 Feb 2010 | |
## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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