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# taz.de -- Jahrestag des Schah-Sturzes: Irans Jubelperser kehren zurück
> Zum Jahrestag des Schahsturzes demonstrieren Regimekritiker und
> Befürworter vor der Botschaft. Der Anmelder der Gegendemo hält die
> Pro-Iran-Demonstranten für bestellt und die Auflagen für übertrieben.
Bild: Beim Schah-Besuch 1967 jubelten regimetreue Perser für den Schah (rechts…
BERLIN taz | Die iranische Botschaft liegt in einer der ruhigeren Gegenden
Berlins. Villen, Einfamilienhäuser und viel Grün säumen das Gebäude in
Dahlem. Am heutigen Dienstag wird es für ein paar Stunden vorbei sein mit
der Ruhe: Aus Anlass des Jahrestages der Schahabsetzung 1979 im Iran werden
Demonstrationen von Befürwortern und Gegnern des aktuellen Regimes vor der
Botschaft aufeinandertreffen.
Anlass sind die offiziellen Feierlichkeiten in der Botschaft. Ursprünglich
hatte der Botschafter Räume im Hotel Maritim in Tiergarten angemietet. Nach
zahlreichen Protestschreiben und angekündigten Gegendemonstrationen sei die
Veranstaltung jedoch "aus Sicherheitsgründen" in die Botschaft verlegt
worden. So begründet es Lutz Bucklitsch vom Bündnis United for Iran und
Anmelder einer der Gegendemonstrationen. Die iranische Botschaft äußerte
sich am Montag nicht.
Insgesamt zählt die Polizei fünf angemeldete Demonstrationen in den Straßen
rund um die Botschaft. Darunter verschiedene Gegendemonstrationen und
mindestens eine, die eindeutig Befürwortern des Teheraner Regimes
zuzuordnen ist: Unter dem Motto "Für die iranische Revolution" soll um 18
Uhr eine Kundgebung vor der Botschaft stattfinden. "Man wird von
polizeilicher Seite darauf achten müssen, dass die beiden Gruppen keinen
direkten Kontakt haben", formuliert es ein Polizeisprecher. Doch Bucklitsch
findet den Abstand übertrieben. "Wir müssen jetzt fernab der Botschaft
demonstrieren, und das ist unerträglich", sagt er. 80 Meter Luftlinie seien
zu viel, er habe 50 Meter als Kompromiss angeboten. Bis Redaktionsschluss
war noch unklar, ob er vor dem Verwaltungsgericht gegen den
Auflagenbescheid vorgeht.
Die Pro-Iran-Demonstrationen sind laut Bucklitsch genau in dem Moment
angemeldet worden, in dem die Botschaft beschloss, die Feier in ihren
eigenen Räumlichkeiten auszurichten. Die Folgerung sei daher
"unausweichlich", dass die Demonstranten von der Botschaft engagiert worden
seien.
Der SPD-Abgeordnete und Präsident des Abgeordnetenhauses, Walter Momper,
begrüßte es anlässlich einer Veranstaltung des Berliner Netzwerks junger
Iraner, dass sich Kritiker der iranischen Regierung zu Wort melden.
"Öffentlicher Druck kann nur positiv sein", sagte Momper. Auch Hajo Funke,
Professor am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität, ist sich sicher:
"Die iranische Regierung reagiert täglich auf das, was der deutsche
Botschafter, der Außenminister oder die Bundeskanzlerin sagt." Und
Politiker würden auch durch Druck von der Straße auf Probleme aufmerksam,
glaubt Funke.
Der Teheraner Student Puyan Mahmudian war vor drei Jahren selbst in Haft,
weil er als Chefredakteur einer Universitätszeitschrift tätig war. "Die
Situation im Gefängnis ist heute noch schlimmer als vor drei Jahren", sagt
er. Systematisch werde gefoltert, um falsche Geständnisse zu erzwingen.
Nach 74 Tagen wurde er gegen eine Kaution freigelassen - unter der Auflage,
sich nicht wieder an einer iranischen Universität zu immatrikulieren. Er
floh nach Deutschland und studiert jetzt in Berlin.
An der heutigen Demonstration will sich Mahmudian beteiligen, auch wenn er
glaubt, dass Proteste in Deutschland die iranische Regierung nur wenig
beeindrucken würden. "Seit der Wahl misst die Regierung Meinungen von
außen, wie der von Human Rights Watch, eine geringere Bedeutung bei", sagt
Mahmudian. Sie wolle ihre Macht mit allen Mitteln erhalten.
9 Feb 2010
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Jan Böhmermann
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