# taz.de -- Westerwelle keilt weiter: Arbeitslose unter Verdacht | |
> FDP-Chef Westerwelle ist für Leistungskürzungen bei Jobverweigerern. Die | |
> Arbeitnehmergruppe in der Union hat sich allerdings gegen mehr Druck auf | |
> Hartz-IV-Bezieher ausgesprochen. | |
Bild: Und täglich grüßt der Westerwelle - mit Worten zu Hartz IV. | |
BERLIN epd/apn/taz | FDP-Chef Guido Westerwelle unterstützt die Forderung | |
nach Sanktionen für Langzeitarbeitslose, die zumutbare Arbeitsangebote | |
ablehnen. Es gebe "keine Leistung ohne Bereitschaft zur Gegenleistung", | |
sagte er am Freitag. Er verwies auf Umfragen, wonach drei Viertel der | |
Befragten eine Debatte über soziale Leistungen für dringend notwendig | |
erachteten. Zwei Drittel fänden, dass die Interessen der Steuerzahler zu | |
kurz kämen. "Das können nicht nur reiche Leute sein", meinte Westerwelle. | |
Der FDP-Chef sagte, das Geld müsse man "den Bedürftigen geben, nicht den | |
Findigen". Die Arbeitnehmergruppe in der Unionsfraktion hat sich allerdings | |
dagegen ausgesprochen, generell den Druck auf Hartz-IV-Bezieher zu erhöhen. | |
Es sei im Gesetz eindeutig geregelt, dass die Empfänger des | |
Arbeitslosengeldes II jede zumutbare Arbeit annehmen müssten, sagte der | |
neue Vorsitzende der Gruppe, Peter Weiß (CDU), am Freitag in Berlin. "Mehr | |
kann ein Gesetzgeber an Klarheit nicht schaffen." | |
Bei der Umsetzung des jüngsten Verfassungsgerichtsurteils plädierte | |
FDP-Vize Andreas Pinkwart in der Rheinischen Post für mehr kostenlose | |
Sachleistungen für Kinder und Erwachsene wie etwa Bildungsgutscheine. Käme | |
es zu mehr Sachleistungen, müsse man aber auf der anderen Seite direkte | |
Zahlungen "geringer ansetzen, zum Beispiel durch Pauschalierung bei den | |
Wohnzuschüssen". | |
Weiß forderte, bei der geplanten Änderung der Zuverdienstgrenzen für | |
Hartz-IV-Empfänger müssten auch die Arbeitgeber in den Blick genommen | |
werden. Sie dürften nicht dazu verleitet werden, in immer mehr Bereichen | |
auf einen Kombilohn zu setzen, damit sie niedrige Löhne zahlen könnten. Die | |
Zuverdienstgrenzen zu verändern, "wird noch eine schöne Tüftelei werden", | |
prognostizierte der Bundestagsabgeordnete. Bislang dürfen | |
Hartz-IV-Empfänger, die sich etwas hinzuverdienen, davon nur 20 Prozent | |
behalten. Daneben haben sie einen Freibetrag von 100 Euro. | |
Das Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit (BA), Heinrich Alt, | |
betonte, mehr Erwerbslose als früher seien bereit, für ein Jobangebot den | |
Wohnort zu wechseln. Die Konzessionsbereitschaft Arbeitssuchender sei in | |
den vergangenen Jahren "deutlich gestiegen". Mehr als ein Viertel der | |
ehemaligen Hartz-IV-Bezieher arbeiteten unter ihrem Qualifikationsniveau, | |
sagte Alt der Thüringer Allgemeinen. | |
19 Feb 2010 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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