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# taz.de -- Neonazis übernehmen Schloss: Die Pläne werden nicht verraten
> Die für Trebnitz zuständige Stadtverwaltung Könnern ist verbittert. Sie
> hatte keine Vorwarnung erhalten, dass Neonazis bei der Versteigerung des
> Schlosses mitbieten werden.
Bild: Schloss Trebnitz an der Saale: Befürchtet wird, dass das aus dem 17. Jah…
Ein Blick durch das eiserne Tor offenbart sofort: Das vor kurzem
versteigerte "Schloss Trebnitz" ist kein Prunkstück. Die neuen Herren des
Schlosses an der Saale nahe Bernburg lösen dennoch große Sorgen aus. Zwei
langjährige Rechtsextremisten, Thomas Wulff und Axel Schunk, haben den
Zuschlag erhalten. "Bei Neonazis dieses Kalibiers nehmen wir das sehr
ernst", sagt Martin Krems, Sprecher des Innenministeriums Sachsen-Anhalts
der taz.
Versteckt in der hügeligen Landschaft am Ufer der Saale liegt das über
7.000 Quadratmeter große Anwesen. Die Autobahnanbindung zu dem Schloss mit
über 2.000 Quadratmeter Wohnfläche ist kurz. "Die Lage ist für ein
bundesweites Schulungszentrum ideal", sagte Thorsten Hahnel,
Rechtsextremismusexperte von "Miteinander e.V." der taz bereits vergangene
Woche.
Am Dienstag war bekannt geworden, dass Wulff, der im NPD-Bundesvorstand
sitzt, und Schunk, der Bundesfahrtenführer der verbotenen "Wiking Jugend"
war, das ehemalige Wasserschloss für 80.000 Euro erworben hatten. Aus der
Verwaltung des zuständigen Salzlandkreis heißt es nun: Alleine die
Gläubiger und die an der Zwangsversteigerung Beteiligten könnten noch bis
zum 24. Februar Einspruch einlegen. Erwartet wird dies jedoch nicht. Bis
zum 29. April muss dann das Geld plus vier Prozent Verwaltungskosten
vorliegen, damit der Kauf rechtskräftig wird.
Die Stadtverwaltung Könnern, die für Trebnitz zuständig ist, kann nicht
mehr intervenieren. "Ich will dazu nichts mehr sagen. An der Versteigerung
waren wir nicht beteiligt", erklärt Bürgermeister Rainer Sempert (FDP).
Vorsichtig lässt er gegenüber der taz durchblicken, dass es ihn verbittert,
keine Hinweise von einer Behörde bekommen zu haben. "Im Vorfeld gab es
keine Anzeichen" versichert Krems und räumt gleich ein: "Wir müssen damit
rechnen, das Trebnitz von überregionaler Bedeutung für die Rechtsextremen
wird". Schon die Verkaufsumme, die Bereitschaft weiter viel Geld zu
investieren, aber auch die Vernetzung der Käufer in der Szene, lassen diese
Entwicklung mehr als möglich erscheinen, führt Krems aus. "Ich befürchte
die Herren werden konkrete Pläne haben" betont auch Hahnel.
Pläne, die sie nicht verraten wollen. "Guten Tag, taz", schon hat Wulff das
Telefonat beendet. Das Schloss haben Wulff und Schunk von einem alten
Mitstreiter übernommen. 2001 hatte der ehemalige sachsen-anhaltinische
NPD-Vorsitzende Steffen Hupka das Schloss für 100.000 DM über einen
Strohmann gekauft, um auch schon ein "nationalen Zentrum" aufzubauen. Das
Projekt scheiterte, so Hupka auf dem Szeneportal "Altermedia", weil
"nationale Kräfte" ihn boykotiert hätten und der Finanzier Rolf Hanno eine
Zwangsverwaltung durchgesetzt hätte. Müssten solche Versteigerungen nicht
genauer betrachtet werden? "Ja, haben wir auch", sagt Krems und versichert
erneut: "In der Szene gab es keine Diskussion um einen möglichen Kauf".
Der Grünen-Kreisvorsitzende Roman Binder, der sich in dem kreisweiten
"Netzwerk gegen Rechts" engagiert, betont. "Ich hoffe sehr, dass von der
Behörden-Seite nun alles Mögliche im Rahmen der Bau- und
Nutzungsgenehmigungen getan wird." Doch Experte Hahnel warnt: "Wir dürfen
uns auf eine lange Auseinandersetzung einstellen".
23 Feb 2010
## AUTOREN
Andreas Speit
Andreas Speit
## TAGS
Reisen in Europa
Rechtsrock
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