# taz.de -- Kommentar Geldbeschaffung der CDU: Fast schon Prostitution | |
> Die politischen Schamschwellen der Konservativen sinken wie die | |
> moralischen Skrupel: Berlusconi bucht schon Gespielinnen, Rüttgers und | |
> Tillich sind dabei, sich an Sponsoren zu vermieten. | |
Bild: Banane mit Altersflecken (Makro-Fotografie). | |
Geldsorgen von Parteien sind nichts Neues. Graf Lambsdorff von der FDP | |
wurde für seine Praktiken bei der Geldbeschaffung rechtskräftig verurteilt. | |
Eine FDP-Spezialität war die illegale Geldbeschaffung nicht, doch immerhin | |
waren die anderen so schlau, sich nicht erwischen zu lassen. | |
Das CDU-Geschäftsmodell beruht, wie die Ereignisse in Nordrhein-Westfalen | |
und Sachsen zeigen, auf einer rigorosen Vermarktung von Personen ohne | |
Rücksicht auf moralische Verluste. Für Marx war die Welt eine "ungeheure | |
Warensammlung", und für die CDU gehören auch die Politiker dazu. Deshalb | |
verkauft sie jetzt Gespräche und Fototermine mit Ministerpräsidenten. Die | |
Sachsen-CDU bietet Tillich wie in einem Callgirlkatalog in vier Preislagen | |
zwischen 500 und 8.000 Euro an, beschönigend nennt man die Arten, den | |
Ministerpräsidenten für ordinäre Geschäftszwecke zu benutzen, | |
"Präsentationsstufen". | |
"Geld stinkt nicht", antwortete Kaiser Vespasian seinen Kritikern, die sich | |
daran stießen, dass er die Staatskasse mit einer Latrinensteuer füllte. | |
Angesichts des CDU-Verkaufskatalogs, kann man sogar Westerwelles | |
"spätrömischer Dekadenz" etwas abgewinnen: Der Respekt der konservativen | |
Elite vor ihrem eigenen Personal und vor der Demokratie zerbröselt so | |
rapide, dass man den Amtsträgern bereits ein Preisschild um den Hals hängt | |
wie den Waren im Schaufenster. Man könnte derlei eine spätrömische | |
Degenerationserscheinung nennen. | |
Die politischen Schamschwellen der Konservativen sinken wie die moralischen | |
Skrupel: Berlusconi bucht schon Gespielinnen, Rüttgers und Tillich sind | |
noch dabei, sich an Sponsoren zu vermieten wie Plakatwände und | |
Litfaßsäulen. Und beide können damit rechnen, dass Wähler und Publikum | |
diese Geldbeschaffungsmaßnahmen schnell vergessen werden. | |
1 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Walther | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Image ramponiert: Schwarz gegen Gelb gegen Schwarz | |
Die umstrittene Spendenpraxis der Partei zieht das Image von Schwarz-Gelb | |
weiter in Mitleidenschaft. Nicht die einzige Baustelle, mit der sich Angela | |
Merkel beschäftigen muss. | |
CDU-Sponsoring: Die Methode Rüttgers | |
Auch der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich ließ sich mieten. | |
Verfassungsrechtler hält die Spendenpraxis für bedenklich. |