# taz.de -- Parteitag Linke NRW: Bloß keinen Fehler machen | |
> Ohne Elan spult die "Linke" ihren Landesparteitag ab. Sie gibt sich | |
> koalitionsbereit mit SPD und Grünen, ohne die Zusammenarbeit näher zu | |
> umreißen. | |
Bild: Rote Wand, fotografiert beim "Linke"-Landesparteitag. | |
DUISBURG taz | Die Rhein-Ruhr-Halle in Duisburgs nördlichem Stadtteil | |
Hamborn hat schon bessere Zeiten erlebt. Kämpferische Aufbruchsstimmung | |
lässt sich in der schummrig ausgeleuchteten Mehrzweckhalle nicht | |
inszenieren. Aber das scheint die Parteitagsregie auch gar nicht erst | |
geplant zu haben. Bloß keinen Fehler mehr machen, lautet das Motto. Lieber | |
rund 200 Delegierte, die vor sich hin dämmern, als sich über die heikle | |
Koalitionsfrage zerstreiten und den politischen Gegnern neue | |
Angriffsflächen bieten. | |
Eine zentrale Botschaft sollte von der an dramaturgischen Höhepunkten armen | |
Veranstaltung ausgehen: Ohne die Linke wird es nicht zu einer | |
parlamentarischen Mehrheit gegen Schwarz-Gelb reichen. An seiner Partei | |
werde die Ablösung von Jürgen Rüttgers nicht scheitern, beteuert der als | |
Gastredner eingeladene designierte Linke-Bundesvorsitzende Klaus Ernst: "Es | |
sind doch nicht wir, die nicht regieren wollen." Die Linke, so Ernst, sei | |
überall "bereit zur Verantwortung, wo die Inhalte stimmen". In Hessen, in | |
Hamburg und im Saarland sei Rot-Rot-Grün schließlich nicht ihretwegen | |
missglückt. | |
Die Linke setze auf einen Politikwechsel, betont auch Landeschef Wolfgang | |
Zimmermann. Dafür sei sie auch zu einer Zusammenarbeit mit SPD und Grünen | |
bereit - "wenn sie es ehrlich meinen". In welcher Form er sich eine | |
Zusammenarbeit vorstellen kann, lässt er bewusst offen. | |
Das mit nur drei Gegenstimmen beschlossene "Dringlichkeitsprogramm" lässt | |
ebenfalls Interpretationsspielraum. Hier hat die Linke ihre | |
"Mindestbedingungen für einen wirklichen Politikwechsel" festgeschrieben: | |
von einer gebührenfreien Bildung "von der Kita für unter 3-Jährige bis ins | |
hohe Alter" und der Schaffung einer "Schule für alle" über die | |
flächendeckende Einführung eines Sozialtickets für sozial Benachteiligte | |
bis hin zur Vergesellschaftung der Energiekonzerne und zum vollständigen | |
Ausstieg aus der Atomenergie. | |
Aber man werde sich "an keiner Regierung beteiligen oder diese tolerieren, | |
die Privatisierungen, Personal- und Sozialabbau vornimmt und die nicht die | |
Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen deutlich verbessert", heißt es | |
in dem Beschluss. Der Linken ist bewusst, dass ihr Einzug in den | |
Düsseldorfer Landtag knapp werden könnte. Und die Partei weiß auch, dass | |
die politische Konkurrenz nichts sehnlicher erhofft als das Scheitern der | |
Linken im bevölkerungsreichsten Bundesland. | |
"Sie diffamieren uns und verbreiten Lügen über unsere politischen | |
Positionen", wirft Landeschef Zimmermann insbesondere der gegnerischen CDU | |
vor. Als Beispiel nennt er ein Ende vergangener Woche veröffentlichtes | |
"Rotbuch". In dem 32-seitigen Pamphlet steht "über den heimlichen | |
Bündnispartner der SPD in NRW" zu lesen, die Linke bewege "sich mit ihrer | |
marxistisch-leninistischen Sozialismusdefinition nicht auf dem Boden der | |
Verfassung", setze "ganz unverhohlen auf die Verschlechterung der | |
wirtschaftlichen und sozialen Lage", wolle "Oma ihr klein' Häuschen" | |
verstaatlichen und "Einheitshandys für alle". Doch nicht nur das: "Nach dem | |
Willen der NRW-Linkspartei kann demnächst jedes Kind Haschisch im | |
Supermarkt kaufen, und Erwachsene dürfen unter Drogeneinfluss Auto fahren." | |
Zimmermann versucht gelassen auf solch bizarre Vorwürfe zu reagieren. "Sie | |
können noch hundert solcher ,Rotbücher' herausgeben", ruft er unter Beifall | |
in den Saal. "Wir werden am 9. Mai mit einer starken Fraktion in den | |
Landtag einziehen", gibt er sich siegessicher. | |
1 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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