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# taz.de -- Kohlestrom: Vattenfall schiebt CO2-Speicherung an
> Der Energierkonzern Vattenfall bereitet sich auf das
> Genehmigungsverfahren für das CCS-Kohlekraftwerk in Jänschwalde vor.
> Umweltverbände kritisieren Details des Projekts.
Bild: Greenpeace-Protest gegen das Kraftwerk in Jänschwalde im September verga…
Der Bau eines Pilotkraftwerks in der Lausitz mit der unterirdischen
Speicherung von Kohlendioxid ist einen Schritt näher gerückt. Unter der
Leitung des Brandenburgischen Landesumweltamtes (LUA) traf sich der
Energiekonzern Vattenfall mit Umweltverbänden und betroffenen Gemeinden.
"Ein Vorbereitungstermin", erklärt der Leiter der Sitzung, Norbert Krüger.
Er ist bei der Genehmigungsverfahrensstelle Süd des LUA zuständig für die
verpflichtende Umweltverträglichkeitsprüfung. Mit der Prüfung wird die
Behörde zu einem späteren Zeitpunkt ermitteln, welche Auswirkungen das
Kraftwerk voraussichtlich auf die Umwelt hat.
Vattenfall plant in Jänschwalde ein Pilotprojekt, bei dem das
klimaschädliche CO2 eines Kohlekraftwerks nicht einfach in die Luft
abgegeben, sondern abgeschieden und unterirdisch gelagert werden soll.
Carbon Capture and Storage heißt die Technologie, kurz CCS. Energiekonzerne
sehen dabei eine bessere Klimaverträglichkeit als bei derzeitigen
Kohlekraftwerken. Klimaschützer befürchten, dass die Energiekonzerne die
Kohleenergie damit noch deutlich länger nutzen wollen und ihr mit CCS nur
einen ökologischen Anstrich verleihen. Außerdem zweifeln sie daran, dass
einmal eingelagertes Gas vollständig und dauerhaft unter der Erdoberfläche
bleibt.
2015 soll das CCS-Kraftwerk in Jänschwalde nach Angaben von Vattenfall in
Betrieb gehen. Wie realistisch das ist, dazu will sich LUA-Mitarbeiter
Krüger nicht äußern. Neben Antragstellung und Umweltverträglichkeitsprüfung
sieht er noch eine weitere Hürde: die fehlende gesetzliche Grundlage (siehe
Kasten). "Solange das Gesetz nicht kommt, kann Vattenfall nicht nachweisen,
dass die Speicherung sicher ist, weil es dafür noch keine Regeln gibt",
erklärt Krüger.
Mit dem Vorbereitungstermin zur Genehmigung hat Vattenfall gegenüber den
Beteiligten auch erstmals genauere Planungen über das Projekt offengelegt.
"Das ist die erste detaillierte Anlagenbeschreibung von Vattenfall, vorher
gab es nur Gerüchte", sagt René Schuster von der Grünen Liga Brandenburg.
Seiner Ansicht nach verraten die Unterlagen unter anderem, dass Vattenfall
der neuen Technologie doch nicht so ganz vertraut. Denn die Planungen sehen
unter anderem vor, dass der jetzt genutzte Dampfkessel, mit dem das CO2 in
die Luft gestoßen wird, nicht abgerissen, sondern "konserviert" werden
soll.
"Man hätte so die Möglichkeit, den Block auch ohne CCS zu fahren", erklärt
Vattenfall-Sprecherin Katharina Bloemer die geplante Konservierung. Das sei
wichtig, um gegebenenfalls die "Versorgungssicherheit" gewährleisten zu
können, aber es sei "nicht einmal ein Plan B". Der alte Kessel solle nur
genutzt werden, wenn an den neuen CCS-Kesseln beispielsweise
Wartungsarbeiten nötig seien. Schließlich handele es sich noch um ein
Demonstrationskraftwerk. Schuster vermutet etwas anderes: "Das kann nur
bedeuten, dass Vattenfall sich die Möglichkeit offenhalten will, sämtliche
klimapolitischen Versprechen zu brechen", indem das Kraftwerk auch
weiterhin zumindest zeitweise ohne CCS betrieben werde.
Ein weiterer Kritikpunkt der Umweltschützer: der steigende Wasserverbrauch.
Laut den Papieren von Vattenfall soll der Rohwasserverbauch um 2,3
Millionen Kubikmeter jährlich steigen, damit würden dann pro Jahr 65
Millionen Kubikmeter Wasser entnommen. Es handele sich dabei um Grundwasser
aus den Tagebauen Jänschwalde Nord und Cottbus. "CCS erfordert ein paar
zusätzliche Anlagenteile", erklärt Bloemer.
Damit steige insgesamt der Kühlwasserbedarf. Umweltschützer Schuster
rechnet vor, dass dadurch für jede abgeschiedene Tonne CO2 knapp 1
Kubikmeter Wasser zusätzlich verbraucht werde. "Das ist fatal für den
Wasserhaushalt der Region." Zumal der überwiegende Teil des genutzten
Wassers nicht wieder eingeleitet werde, sondern bei der Energieproduktion
verloren gehe.
Vattenfall sprach nach dem Treffen mit den Beteiligten von einem
"sachlichen und konstruktiven Dialog". Das Unternehmen kündigte an, den
Genehmigungsantrag für das CCS-Kraftwerk im ersten Halbjahr 2011 vorlegen
zu wollen.
3 Mar 2010
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Braunkohle
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