# taz.de -- Internet-Zensur: Geheimfilter im Land der Kiwis | |
> Die neuseeländische Regierung hat trotz Protesten einen Netzfilter gegen | |
> "problematische Inhalte" installiert. Die Provider, die ihn nutzen, sagen | |
> das ihren Kunden nicht. | |
Bild: Steven Joyce, fotografiert bei einem Microsoft-Kongress. | |
Auch in Neuseeland wird künftig das Netz gefiltert. Wie das zuständige | |
Innenministerium des Inselstaats in dieser Woche bestätigte, seien | |
"bekannte Websites mit Bildern von Kindesmissbrauch" ab sofort auf einer | |
schwarzen Liste erfasst, die den Netzzugriff verhindere. Man habe in einer | |
zweijährigen Testphase festgestellt, dass die Technik funktioniere. | |
Das neue System gilt als freiwillig - eine entsprechende gesetzliche | |
Grundlage ist nicht geschaffen worden. Die Regierung hatte allerdings | |
versucht, Provider mit den Vorteilen einer solchen Sperrinfrastruktur | |
anzulocken: Sie helfe beim Kinderschutz. Ein Löschen entsprechender Seiten | |
wurde dagegen kaum debattiert. | |
Netzaktivisten, die in Neuseeland ähnlich massiv protestiert hatten wie die | |
Gegner der "Zensursula"-Netzsperren in Deutschland, zeigten sich | |
enttäuscht. "Es ist ein trauriger Tag für das neuseeländische Internet", | |
kommentierte Thomas Beagle, Sprecher der Organisation "[1][Tech Liberty]". | |
Noch vor einem Jahr hatte der Kommunikationsminister Steven Joyce es | |
abgelehnt, Filter zu installieren - und das unter anderem damit begründet, | |
dass sie das Netz ausbremsen und sowieso umgangen werden könnten. Er | |
empfahl stattdessen, dass Eltern den Online-Zugang ihrer Kinder selbst | |
kontrollieren und sich in Netzdingen fortbilden sollten. | |
Davon scheint nun keine Rede mehr, zumal der Nachbarstaat Australien | |
unlängst mit noch deutlich umfangreicheren Filtermaßnahmen begonnen hatte, | |
die unter anderem gesetzlich verbotenes Material wie Anleitungen zur | |
Selbsttötung sperren, damit über klar problematische Inhalte wie | |
Kinderpornografie hinausgehen. | |
Kritiker des neuseeländischen Filterprojekts zeigten sich insbesondere über | |
die Art der Einführung verärgert. So sei die Technik bereits seit Februar | |
aktiv, ohne dass die Regierung dies angekündigt habe. Zudem kann kein | |
Nutzer wissen, ob sein Provider filtert oder nicht: Die Anbieter sind nicht | |
dazu verpflichtet, entsprechende Informationen herauszugeben und tun dies | |
auch nicht. Der Regierung zufolge habe sie das Recht, Geheimverhandlungen | |
zu führen. Tech Liberty will nun eine Liste anlegen, auf der alle | |
"Zensurprovider" stehen. | |
12 Mar 2010 | |
## LINKS | |
[1] http://techliberty.org.nz/ | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Überwachung | |
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