# taz.de -- Deutsche Netz AG fällt flach: Vattenfall verkauft sein Netz | |
> Vattenfall verkauft sein Netz: Im deutschen Nordosten gibt's künftig | |
> Strom aus belgisch-australisch verwalteten Leitungen. Das Projekt | |
> Deutsche Netz AG fällt so praktisch flach. | |
Bild: Arbeiten an den Stromleitungen. | |
Das zweite große Stück des deutschen Hochspannungsnetzes ist verkauft. Die | |
Vattenfall AG gab am Freitag bekannt, dass sie die für die gut 9.600 | |
Kilometer lange Stromautobahn zuständige Tochter "50Hertz" an den | |
belgischen Netzbetreiber Elia und den auf Infrastrukturprojekte | |
spezialisierten australischen Fonds IFM weiterreichen wird. Der | |
Unternehmenswert wurde dabei auf 810 Millionen Euro festgelegt. Für die 19 | |
Millionen Verbraucher im Nordosten Deutschlands und in Hamburg, die über | |
das Netz versorgt werden, ändert sich zunächst voraussichtlich nichts, da | |
die Durchleitungspreise der Netzbetreiber der staatlichen Regulierung | |
unterliegen. | |
Dennoch hat der Deal große politische Bedeutung. Denn Vattenfall ist nach | |
Eon der zweite Energiekonzern, der sein Übertragungsnetz ins Ausland | |
weiterverkauft. Damit reagieren die Unternehmen auf den Druck der | |
EU-Kommission, die Netze aus den Konzernen herauszulösen und so für mehr | |
Wettbewerb zu sorgen. Nach dem Willen der Bundesregierung hätten die | |
Konzerne die von ihnen gehaltenen Netze aber in eine Deutsche Netz AG | |
einbringen sollen. Diese wird durch die Verkäufe ins Ausland nun in dieser | |
Form nicht mehr zu realisieren sein. | |
"Wir haben mit der Bundesregierung die Transaktion diskutiert und nach | |
meinem Eindruck keine Riesenkritik bekommen", sagte Tuomo Hatakka, | |
Vorstandsvorsitzender der Vattenfall Europe AG. Dass eine deutsche Netz AG | |
nun nicht zustande kommt, ist für ihn kein Problem, da er eine europaweite | |
Lösung für sinnvoller hält. | |
Der nun erfolgte Verkauf könne als erster Schritt zu einem solchen | |
europäischen Netzunternehmen gesehen werden. Im zweiten Quartal soll er | |
über die Bühne gegangen sein. Bislang betreibt die Elia, die mit 60 Prozent | |
den größeren Anteil an der bisherigen Vattenfall-Tochter erwirbt, nur zwei | |
Netze in Belgien. Mit dem jetzt erfolgten Kauf sichert sich das | |
börsennotierte Unternehmen, das zu knapp 25 Prozent dem belgischen | |
Versorger Electrabel gehört, allerdings auch den Zugang zur Ostsee, weil | |
das Vattenfall-Netz etwa Mecklenburg-Vorpommern anschließt. | |
Das könnte mit Blick auf die geplanten Off-Shore-Windparks und angesichts | |
der Bedeutung erneuerbarer Energien in der europäischen | |
Klimaschutzstrategie ein wichtiger unternehmensstrategischer Vorteil sein. | |
Dennoch kalkuliert Unternehmenschef Daniel Dobbeni nicht mit Gewinnmargen | |
im zweistelligen Prozentbereich, sondern nur mit "vernünftigen Renditen". | |
Ein Grund dafür dürfte sein, dass auch die neuen Besitzer sich | |
verpflichten, bis 2016 rund 3Milliarden Euro in das Netz zu investieren. | |
Dies erklärt, warum als zweiter Käufer der australische Fonds IFM auftritt, | |
der gegenwärtig ein Vermögen von knapp 19 Milliarden Euro verwaltet. Hinter | |
dem Fonds stehen 36 große gemeinnützige Pensionsfonds Australiens. | |
13 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Stephan Kosch | |
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