# taz.de -- Streben nach Profit: Vattenfall spart beim Personal | |
> Trotz nach wie vor hoher Gewinne will der Stromkonzern Vattenfall bis zu | |
> 1.500 Stellen abbauen und die Gehälter drücken. Die Betriebsräte kündigen | |
> Widerstand an. | |
Bild: Arbeiten für Vattenfall: Hier zwei Beschäftigte an der Außenwand des A… | |
Mit Informationsveranstaltungen an drei Standorten in Hamburg haben | |
Vattenfall-Beschäftigte gegen die Sparpläne des Energiekonzerns | |
protestiert. Weil die Gewinne etwas weniger üppig sprudeln als in den | |
vergangenen Jahren, will das Unternehmen beim Personal bis zu 180 Millionen | |
Euro weniger ausgeben. "Wir überprüfen unsere Strukturen und unsere | |
Effizienz, damit wir auch in Zukunft am Markt bestehen können", sagte ein | |
Sprecher. | |
Das schwedische Staatsunternehmen hat nach der Liberalisierung des | |
Strommarktes die Hamburger HEW und die Berliner Bewag sowie ostdeutsche | |
Versorger gekauft und in den vergangenen Jahren kräftige Gewinne | |
eingefahren. Kritiker, nicht zuletzt aus dem Bundeskartellamt, sprechen von | |
Monopolgewinnen, weil wenige Versorger das deutsche Hochspannungs-Stromnetz | |
unter sich aufgeteilt haben und so die Preise manipulieren können. Die | |
Konzerne weisen das unter Hinweis auf die vielen Akteure an der Leipziger | |
Strombörse zurück. | |
Vattenfall hat 2009 "nur" umgerechnet 1,3 Milliarden Euro verdient, nach | |
1,9 Milliarden 2008. Den größten Teil hat dazu das Tochterunternehmen | |
Vattenfall Europe in Deutschland beigetragen. Der Umsatz lag 2009 bei rund | |
20 Milliarden Euro; wegen der Übernahme des niederländischen | |
Energiekonzerns Nuon war er gegenüber 2008 um ein Viertel gewachsen. | |
Wie Konzernchef Tuomo Hatakka seinen MitarbeiterInnen in einem Brief | |
mitteilte, sollen 1.500 von insgesamt 21.000 Stellen wegfallen. Ziel sei es | |
"die Personalkosten den aktuellen Marktbedingungen anzunähern", schrieb | |
Hatakka. | |
"Wenn das Sparprogramm umgesetzt wird, sind harte Einschnitte in die | |
Existenzgrundlagen der Beschäftigten zu erwarten", befürchten die | |
Betriebsräte. Sie rechnen damit, dass auch der Personalbestand in Hamburg | |
nicht ungeschoren davonkommen würde. Derzeit arbeiten in der Metropolregion | |
4.200 Menschen für Vattenfall. | |
Der Konzern habe gedroht, Unternehmensteile auszugliedern oder zu | |
verkaufen, um bestehende Tarifverträge zu unterlaufen und die Mitarbeiter | |
zu geringeren Kosten beschäftigen zu können, sagt der | |
Konzernbetriebsratsvorsitzende Rainer Kruppa. Bedroht seien besonders | |
Dienstleistungsabteilungen, etwa der telefonische Kundenservice. Darüber | |
hinaus drohten Gehaltseinbußen, wenn Vattenfall versuchen sollte, an | |
bestehenden Tarifverträgen zu drehen. | |
Das Effizienzprogramm sei auf einen längeren Zeitraum hin angelegt, | |
versicherte ein Vattenfall-Sprecher. Das Unternehmen wolle es im Dialog mit | |
seinen Beschäftigten umsetzen. An betriebsbedingte Kündigungen sei nicht | |
gedacht. | |
Der Sprecher begründete das Sparprogramm mit der Wirtschaftskrise. Es werde | |
weniger Strom nachgefragt, was die Preise gedrückt habe. Neue Anbieter | |
drängten auf den Markt. Wegen der Pannen in seinen Atomkraftwerken Krümmel | |
und Brunsbüttel hat der Konzern 2007 mehr als 200.000 Kunden verloren. Dem | |
stehen, wie der Sprecher behauptet, hohe Investitionen in Erneuerbare | |
Energien entgegen. | |
2 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |