# taz.de -- Kommentar Gorleben: Röttgens auffällige Verlogenheit | |
> Röttgen behauptet, er wolle dafür sorgen, dass das weitere Verfahren | |
> transparent, ergebnisoffen und unideologisch sein wird. Nichts daran | |
> stimmt. | |
So leicht kann man es sich machen, wenn man nur dreist genug ist: | |
Bundesumweltminister Norbert Röttgen erklärt jeden, der Vorbehalte gegen | |
Gorleben als Atommüllendlager hat, zum verantwortungslosen Feigling. Er | |
selbst hingegen, so versichert der CDU-Mann, will dafür sorgen, dass das | |
weitere Verfahren transparent, ergebnisoffen und unideologisch sein wird. | |
Nichts daran stimmt - dabei würde man ihm gerne glauben. | |
Denn völlig unabhängig von der Haltung zur weiteren Atomkraftnutzung wird | |
ein Endlager gebraucht - und zwar das beste, das zu finden ist. Doch leider | |
deutet nichts darauf hin, dass es so kommt. Transparent wird das Verfahren | |
nicht. Denn indem der völlig überholte Betriebsplan aus dem Jahr 1983 | |
einfach verlängert wird, umgeht Röttgen die verbindliche Beteiligung der | |
Öffentlichkeit, die bei einem neuen Antrag zwingend vorgeschrieben wäre. | |
Die angekündigten freiwilligen Informationen und eine völlig unverbindliche | |
Expertengruppe sind dafür kein Ersatz. Auch dass das Ergebnis offen ist, | |
darf bezweifelt werden. Wenn im Ministerium ernsthaft mit der Möglichkeit | |
eines negativen Urteils gerechnet würde, müsste man schon jetzt auch | |
alternative Standorte prüfen - was nicht passiert. | |
Und wie viel die versprochene Ideologiefreiheit wert ist, zeigt das offene | |
Misstrauen des Ministeriums gegen das ihm unterstellte Bundesamt für | |
Strahlenschutz. Die Forderung von dessen Experten, alternative Standorte zu | |
erkunden, wird nicht nur ignoriert. Vielmehr wird angesichts der kritischen | |
Haltung offenbar darüber nachgedacht, das Amt zu entmachten. | |
Als Trost bleibt nur eins: Bis in Gorleben tatsächlich Atommüll eingelagert | |
werden könnte, wird es noch einige Gerichtsverfahren geben - und einige | |
Bundestagswahlen. | |
15 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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