# taz.de -- Vorwurf des UN-Sonderbotschafters: Pakistan sabotiert Taliban-Gespr… | |
> Der UN-Sondergesandte für Afghanistan wirft Pakistan vor, Geheimgespräche | |
> mit den Taliban zu torpedieren - durch Festnahme der Gesprächspartner. | |
Bild: Taliban-Mitläufer, die Mitte März in Herat bei einer Zeremonie der Regi… | |
BERLIN taz | Der zum Monatsbeginn aus dem Amt geschiedene bisherige | |
UN-Sonderbotschafter für Afghanistan hat dem Nachbarland Pakistan | |
vorgeworfen, Geheimgespräche der Vereinten Nationen mit den Taliban durch | |
Festnahmen der Gesprächspartner torpediert zu haben. Kai Eide sagte der | |
britischen BBC: "Die Pakistaner haben nicht die Rolle gespielt, die sie | |
hätten spielen sollen." Sie hätten wissen müssen, welche Rolle die | |
Festgenommenen hatten, so der norwegische Diplomat. Er leitete seit März | |
2008 die UN-Mission in Kabul. | |
Die Festnahmen von laut Eide 10 bis 14 Taliban-Führern im Februar hätten | |
die Gespräche, die er als "Gespräche über Gespräche" bezeichnete, gestoppt. | |
Die Frage, ob Pakistan dies getan habe, weil es nur Gespräche unter seiner | |
Kontrolle wolle, bejahte Eide. | |
Die USA hatten das Vorgehen des pakistanischen Geheimdienstes, der zusammen | |
mit dem US-Geheimdienst CIA aktiv geworden war, begrüßt. In Washington | |
wurden die Festnahmen als Erfüllung langjähriger US-Forderungen gesehen, | |
die Anwesenheit von Taliban-Führern in Pakistan nicht zu dulden. | |
Eide bestätigte erstmals, dass die Gespräche der UN im Frühjahr 2009 | |
begonnen hatten und unter anderem im Golfemirat Dubai stattfanden. Um die | |
Präsidentschaftswahlen vom August hätten die Kontakte pausiert, seien | |
danach aber fortgesetzt worden. Die Existenz der Gespräche wurde erst Ende | |
Januar bekannt. Laut Eide seien die Vertreter der Taliban von der | |
sogenannten Quetta-Schura, dem höchsten Führungsrat unter Leitung von | |
Mullah Mohammed Omar, autorisiert gewesen: "Ich halte es für undenkbar, | |
dass ein solcher Kontakt ohne sein Wissen und ohne seine Zustimmung | |
zustande gekommen gekommen wäre." | |
Am 8. Februar war Omars Stellvertreter Abdul Ghani Baradar vom | |
pakistanischen und amerikanischen Geheimdienst bei der Hafenmetropole | |
Karatschi festgenommen worden. Dass Baradar auch an Verhandlungen mit der | |
afghanischen Regierung beteiligt gewesen war, hatte zu Wochenbeginn die | |
Nachrichtenagentur AP enthüllt. Das Dementi der afghanischen Regierung | |
klang halbherzig. | |
Von pakistanischer Seite wurden Eides Vorwürfe gestern zurückgewiesen. Er | |
wolle damit nur von seinem eigenen Scheitern ablenken, sagte Pakistans | |
Botschafter in London der BBC. Eide war in die Kritik geraten, weil er | |
Manipulationen der afghanischen Wahlen durchgehen ließ. Der pakistanische | |
Diplomat verwies darauf, dass die Festnahme der Taliban-Führer mit | |
Beteiligung und Wissen der USA erfolgte. Laut US-Medien ist innerhalb der | |
US-Führung umstritten, ob Gespräche mit den Taliban zum jetzigen Zeitpunkt | |
überhaupt sinnvoll sind oder die Rebellen nicht erst militärisch geschwächt | |
werden sollten. | |
Die Taliban wurden in den 90er-Jahren von Pakistans Geheimdienst maßgeblich | |
aufgebaut. Er nutzte sie, um damals eine ihm genehme Regierung in Kabul | |
einzusetzen. Da die USA nach Meinung Islamabads nicht ewig in Afghanistan | |
bleiben werden, braucht es von Pakistan abhängige Taliban, um Afghanistan | |
künftig beeinflussen zu können. Die Festnahmen untergraben ihre | |
Eigenständigkeit. | |
20 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
Sven Hansen | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Afghanistan | |
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