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# taz.de -- Regionalwahlen in Frankreich: Nur das Elsass bleibt bürgerlich
> In Frankreich hat die Linksunion überlegen die Regionalwahlen gewonnen.
> Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit warnt jedoch, sich vom Triumph
> nicht wieder blenden zu lassen.
Bild: Überlegener Triumph mit 61 Prozent: Ségolène Royal gewinnt wieder ihre…
PARIS taz | Der politische Verschiebung nach links, die sich schon am
letzten Sonntag beim ersten Durcngang der französischen Regionalwahlen
abgezeichnet hatte, wurde bei den Stichwahlen am Sonntag bestätigt. In 21
von 22 Region des europäischen Teils, errang die Linke eine Mehrheit. In
den meisten Regionen hatten sich die Sozialisten dazu mit den Grünen von
"Europe Ecologie" und der Linksfront (Kommunisten und Linkspartei) zu
Wahlallianzen zusammengeschlossen.
Im Elsass gelang es der Regierungspartei UMP dagegen, eine letzte Bastion
zu halten. Dieser Erfolg belegt, dass in dieser Grenzregion am
Dreiländereck die lokalen Traditionen und die politische Geschichte
wichtiger sind als landesweite Trends.
Zwar lagen vor der Stichwahl die UMP und die vereinigte Liste von
Sozialisten und Europe Ecologie im Elsass Kopf an Kopf vor dem Front
National. Und noch Mitte der Woche hatte eine Wahlprognose einen äußerst
knappen Ausgang ohne eigentlichen Favoriten prophezeit. Doch entschied sich
schließlich eine große Mehrheit, nicht dem Linkstrend im Land zu folgen und
lieber auf Bewährtes zu setzen. Die UMP-Liste von Philippe Richert erhielt
46 Prozent, die vereinigte Linke 39,5 Prozent und der FN 14,5 Prozent der
Stimmen. Zumindest im Elsass scheint sich so eine höhere Beteiligung zum
Schluss zu Gunsten der UMP ausgewirkt zu haben.
Im restlichen Frankreich entsprechen die Ergebnisse den Voraussagen. Neu
ist dabei, dass auch in Korsika eine kurzfristig aus ursprünglich vier
linken Konkurrenzlisten gebildete Wahleinheit gewonnen hat. Falls am
Freitag bei der Wahl des Vorsitzenden der Region nicht eine Überraschung
passiert, was auf dieser Mittelmeerinseln nie ganz auszuschließen ist,
dürfte also auch das bisher bürgerliche Korsika jetzt links regiert werden.
Auf der Insel La Réunion hingegen war es den bisher regierenden Kommunisten
nicht gelungen, sich mit den Sozialisten zu einigen, die UMP profitierte
mit ihrem Sieg von der Spaltung der Linken, die nach Stimmen in der
Mehrheit wäre.
Ein Spitzenresultat und einen persönlichen Triumph erzielte in ihrer
Hochburg Poitou-Charentes die ehemalige sozialistische
Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal, die mit 61 Prozent glänzend
wiedergewählt wurde. In einer ersten Rede bezeichnete sie die Ergebnisse
als "Votum der Hoffnung". Die links regierten Regionen müssten nun, "ihre
Rolle als Schutzwall gegen die ineffziente und ungerechte
Regierungspolitik" einnehmen.
Premierminister François Fillon gab in einer Stellungnaghme die Niederlage
und seine Enttäuschung zu, für die er auch Verantwortung übernehme. Die
Linke habe gewonnen, weil es der Rechten nicht gelungen sei, die Bürger zu
überzeugen, meinte Fillon, der das Ergebnis als Folge der Krise und der
Angst vor der Zukunft analysiert: "Die Franzosen haben recht, unsere
Lebensweise ist in Gefahr, aber nicht wegen der Reformen, sondern im
Gegenteil, wenn wir die nötigen Reformen nicht durchführen." Seit einer
Woche wurde der absehbare Misserfolg der UMP auch häufig als persönliche
Desavouierung von Staatspräsident Nicolas Sarkozy bezeichnet.
Bei den französischen Regionalwahlen hat sich eine neue Form der
Linksunion, in der die in "Europe Ecologie" zusammengeschlossenen
umweltpolitischen Kräfte neben den Sozialisten zu einem ebenbürtigen
Partner wurden. Der Grüne Daniel Cohn-Bendit warnte vor überstürztem
Triumphalismus. Auch 2004 habe die Linke schließlich die Regionalwahlen
haushoch gewonnen, drei Jahre danach aber beim Sieg von Sarkozy die
Präsidentschaftswahl verloren. Die Priorität der neuen, wesentlich von der
Öko-Bewegung geprägten Linken müsse es sein, gemeinsam ein Projekt für den
Wechsel bei der Präsidentschaftswahl auszuarbeiten.
22 Mar 2010
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
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