# taz.de -- Kommentar Extremismusbekämpfung: Diskurs erfolgreich verschoben | |
> Die Union geht über das berechtigte Ziel, linksextreme Gewalt in den | |
> Blick zu nehmen, weit hinaus. Sie setzt im Diskurs rechts und links | |
> gleich und schichtet Mittel um. Das ist fatal. | |
Bild: Diese Jungs wollen die Verfassungsschützer nicht mehr sich selbst überl… | |
Es wäre naiv zu glauben, dass Sicherheitsbehörden zuschauen, wenn Autos | |
abbrennen, Luxusimmobilien beschädigt oder Polizeiwachen überfallen werden. | |
Innenminister, egal von welcher Partei, können solche Entwicklungen nicht | |
ignorieren. | |
Doch die Union geht über das berechtigte Anliegen, sich mit Gewalt aus der | |
linken Szene zu befassen, weit hinaus. Seit sie regiert, verschiebt sie den | |
Diskurs. Sie betont wieder und wieder, wie wichtig es sei, gegen "alle | |
Formen des Extremismus" gleichermaßen zu kämpfen, und schichtet | |
dementsprechend die Mittel um. Am Ende entsteht der Eindruck: Links ist | |
gleich rechts, extrem ist gleich extrem, alles ist gleich schlimm. Damit | |
verharmlost die Union die Gefahr der Neonazis, die nach Zahlen von | |
Opferinitiativen für mindestens 120 Todesopfer seit 1990 verantwortlich | |
sind. | |
Die Folgen lassen sich etwa im sächsischen Limbach-Oberfrohna beobachten. | |
Dort hatte die örtliche CDU nach einer Serie rechtsextremistischer | |
Straftaten ein Demokratie-Bündnis gegründet - und ausgerechnet einen | |
Vertreter der NPD mitmachen lassen. Nach heftigen Protesten schloss die CDU | |
die NPD aus - und obendrein die Linkspartei gleich mit. | |
Das ist fatal, denn in vielen Gegenden in Ostdeutschland sind neben | |
Politikern der Grünen und der SPD oft Linksparteiler diejenigen, die | |
zusammen mit Vereinen, Kirchen und linken Initiativen den Widerstand gegen | |
den Rechtsextremismus tragen. So auch im thüringischen Hildburghausen, wo | |
der Oberbürgermeister von der Linkspartei sich gegen die Nazis in seiner | |
Stadt wehrt - und deshalb selber schon Opfer eines Angriffs wurde. | |
Man sollte das Abbrennen von Autos nicht verharmlosen; und erst recht nicht | |
die Verletzungen von Polizisten, die manche linke Autonome offenbar als | |
eine Art Kollateralschaden bei Demonstrationen bewusst in Kauf nehmen oder | |
gar beabsichtigen. Aber wer sich mit linker Gewalt ernsthaft befassen will, | |
muss aufhören, links und rechts in einen Topf zu werfen. | |
31 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Wolf Schmidt | |
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