# taz.de -- Beschwerde beim Verfassungsgericht: 22.000 klagen gegen Sozialdaten… | |
> Seit Jahresbeginn müssen Unternehmen sensible Daten ihrer Arbeitnehmer an | |
> eine zentrale Stelle übermitteln. Jetzt beschweren sich Bürgerrechtler | |
> beim Verfassungsgericht über "Elena". | |
Bild: Viel Papier gegen "Elena": Aktenordner in Karlsruhe. | |
BERLIN taz | Bürgerrechtler haben am Mittwoch in Karlsruhe mehr als 22.000 | |
Beschwerden gegen die Arbeitnehmer-Datensammlung "Elena" eingereicht. | |
Vertreter des Vereins Foebud brachten dafür nach eigenen Angaben 60 | |
Aktenordner mit den gesammelten Vollmachten zum Verfassungsgericht, die sie | |
in nur zwei Wochen zusammenbekommen haben. | |
Die Gegner von "Elena" lehnen das Projekt als "Vorratsdatenspeicherung von | |
Sozialdaten" ab. Vertreten werden sie dabei von dem Berliner Rechtsanwalt | |
Meinhard Starostik, der bereits die Massenklage gegen die | |
Vorratsdatenspeicherung von Telekommunikationsdaten in Karlsruhe vertreten | |
hatte. Aus seiner Sicht verstößt "Elena" gegen das Grundrecht auf | |
informationelle Selbstbestimmung. | |
"Elena" steht für "elektronischer Entgeltnachweis". Seit Anfang des Jahres | |
müssen alle Arbeitgeber Angaben über ihre Arbeitnehmer an eine zentrale | |
Stelle der Deutschen Rentenversicherung in Würzburg übermitteln, darunter | |
Einkommen, Arbeitszeit, Fehlzeiten und Kündigungen. Betroffen sind rund 40 | |
Millionen Bürgerinnen und Bürger. Angestoßen hatte das Projekt ursprünglich | |
bereits die rot-grüne Regierung. Das Ziel: Bürokratieabbau und | |
Kosteneinsparungen für die Unternehmen. | |
Von 2012 an sollen dann Behörden bei Anträgen auf Arbeitslosengeld, | |
Wohngeld oder Elterngeld auf die Daten zugreifen können. Einer der größten | |
Kritikpunkte dabei: Auch die Daten von Millionen von Bürgern, die nie einen | |
solchen Antrag stellen, werden zentral gespeichert. Sorge machen sich die | |
Kritiker auch um die Sicherheit der Daten, sie befürchten Missbrauch. | |
Nach Angaben des Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar waren Mitte | |
März bereits 35 Millionen Datensätze erfasst. Für besonders problematisch | |
hält Schaar ein Freitextfeld, in das Arbeitgeber Gründe für eine Kündigung | |
eintragen können. | |
Nach Protesten wurde das Gesetz bereits an einer anderen Stelle entschärft: | |
So soll die Teilnahme an Streiks nicht mehr von "Elena" erfasst werden. | |
Die Gegner des Projekts wollen sich nicht mit leichten Veränderungen an | |
"Elena" abfinden. "Kosmetik ist uns nicht genug", sagte Rena Tangens vom | |
Datenschutz-Verein Foebud. "Wir wollen Elena insgesamt kippen." | |
Die schwarz-gelbe Koalition ist in ihrer Haltung zu "Elena" uneins. | |
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ist zuversichtlich, dass das | |
zentrale Speichern von Beschäftigtendaten machbar ist. Sollte "Elena" | |
verfassungswidrig sein, dann wären auch andere Bereiche der Datenerfassung | |
in der Finanzverwaltung verfassungswidrig, die bislang unstreitig gewesen | |
seien, sagte er am Mittwoch in Berlin. | |
Die FDP hat dagegen grundsätzlichere Bedenken. Eine "Mega-Vorratsdatenbank | |
wie Elena" sei zum Abbau von Bürokratie nicht erforderlich, sagte die | |
innenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Gisela Piltz. Sie | |
forderte eine Abkehr von der zentralen Datenspeicherung. "Die zentrale | |
Speicherung von Daten birgt massive Gefahren für Daten- und | |
Persönlichkeitsschutz", sagte sie. | |
31 Mar 2010 | |
## AUTOREN | |
Wolf Schmidt | |
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