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# taz.de -- Kommentar Rot-Grün in NRW: Falsch, forsch und gefakt
> Die forsche Art, mit der Rot-Grün als Modell wiedergeboren wird,
> irritiert. War da nicht was? Bis heute fehlt, vor allem von den Grünen,
> eine selbstkritische Reflexion der Schröder/Fischer Ära.
Bild: Bis auf kleine Sticheleien nicht viel Brodeln gewesen: Rüttgers (CDU) un…
Autosuggestion kann in der Politik hilfreich sein. Der Erfolg der FDP in
den letzten Jahren verdankte sich unter anderem Westerwelles störrischem
Beharren auf seiner Linie. Auch den Aufstieg der Linkspartei im Westen
beförderte ein unirritierbarer Glaube an das eigene Projekt. Bei Grünen und
Sozialdemokraten in NRW ist nun eine Art rot-grüne Euphorie ausgebrochen,
die auch hypnotische Züge trägt. Eine Mehrheit für Rot-Grün, so die Ansage,
ist möglich, einfach weil es so sein muss. Das Chaos, das Schwarz-Gelb in
Berlin anrichtet, ist ja in der Tat enorm. Was liegt also näher, als in NRW
mit Volldampf einen Lagerwahlkampf zu inszenieren - so wie 2002 und 2005 im
Bund?
Misstrauisch macht, dass Rot-Grün abrupt zum Wahlkampfstart ausgerufen
wird; bis dahin war es überaus still um Rot-Grün gewesen. Die rot-grüne
Inszenierung nun dient vor allem dazu, die Linkspartei im Mai unter 5
Prozent zu drücken. Und hinter diesem arg durchschaubaren Manöver steckt
die ebenso zähe wie unrealistische Fantasie der SPD, die Linkspartei
zerstören zu können.
Außerdem hat dieser Lagerwahlkampf einen entscheidenden Webfehler: Es
mangelt an klaren Grenzen. Die Grünen rüsten sich innerlich schon seit
Monaten für Schwarz-Grün in Düsseldorf, die SPD hält sich die große
Koalition mit Rüttgers zumindest offen. So werden wir in NRW das Spektakel
eines gefakten Richtungswahl erleben.
Außerdem irritiert die forsche Art, mit der Rot-Grün als Modell
wiedergeboren wird. War da nicht was? Ist Rot-Grün 2005 im Bund nicht an
sich selbst und der eigenen Ideenarmut verendet? Gab es nicht groß
angelegte Steuersenkungen für Reiche und Unternehmen und massiven Druck auf
Arme? Bis heute fehlt, vor allem von den Grünen, eine selbstkritische
Reflexion der Schröder/Fischer Ära.
14 Apr 2010
## AUTOREN
Stefan Reinecke
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